Ein intensives Wochenede in Budapest ist zu Ende gegangen und wir wollen versuchen, die Geschehnisse einzuordnen sowie Erfolge und Fehler zu analysieren. Während die diejährige Mobilisierung gegen das jährliche NS-verherrlichende „Gedenken“ rund um den „Tag der Ehre“ in Budapest eher zurückhaltend gestaltet wurde, plant die internationale Kampagne „NS-Verherrlichung stoppen!“ nächstes Jahr mehr Antifaschist:innen für die Proteste zu gewinnen. Trotz der geringen Mobilisierung fanden sich am Samstag bis zu 200 Antifaschist:innen aus Ungarn und Österreich, aber auch aus vielen anderen europäischen Ländern in Budapest ein. Mit einer gemeinsamen Demonstration zur Burg und damit zum zentralen Ort des Naziaufmarschs nahmen sich Antifaschist:innen Raum in der Öffentlichkeit. Unsere Kundgebung vor der Burg verhinderte das eigentliche „Gedenken“ der Nazis und die Bilder, die sie wie jedes Jahr produzieren wollten. Letztlich legten sie Kerzen an einer für sie unbedeutenden Straße und Kränze im Wald hinter der Burg nieder. Dieser Umstand ist durchaus als Erfolg zu werten. Auch der kurze Angriff von Neonazis (unter anderem Mitglieder von Legion Hungaria und Combat18) auf unsere abziehende Demonstration konnte erfolgreich abgewehrt werden, indem wir eng zusammen blieben und niemanden alleine ließen.
Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack. Die hohe Zahl an Nazis, die sich am Wochenende rund um den 11. Februar in Budapest einfinden, übertrifft die Zahl der Antifaschist:innen enorm. Für die Genoss:innen vor Ort ist das natürlich nichts Neues, schließlich sind sie es, die sich nicht nur an diesem Tag, sondern ganzjährig mit neonazistischer Gewalt und dem faschistoiden Regime Orbáns samt seiner Repressionsorgane auseinandersetzen müssen. So mag es auch nicht verwundern, dass die Bullen sich wie gewohnt von ihrer besten Seite gezeigt und den Nazis den roten Teppich ausgerollt haben. Trotz eines Verbotes aller Veranstaltungen der Nazis, konnten sie sich frei auf der Burg und in der Stadt bewegen, Antifas, Journalist:innen und Unbeteiligte angreifen und jagen sowie ihrem Neonazismus freien Lauf lassen.
In mehreren Medien wird bereits von einigen angeblichen Angriffen auf Faschist:innen berichtet, welche die Polizei nun ausnutzt, um mit harter Repression gegen Antifaschist:innen in Ungarn und dem Ausland vorzugehen. Die Situation muss jetzt beobachtet werden und es dürfen keine voreiligen Schlüsse gezogen werden, es scheint sich aber schon eine Repressionswelle anzukündigen.
Zum Schluss bleibt noch zu sagen, dass die Kampagne „NS Verherrlichung stoppen!“ gerade erst Fahrt aufnimmt und mit transnationaler Beteiligung auch in Zukunft gegen dieses zentrale Event der europäischen Neonaziszene kämpfen wird. Wie sich gezeigt hat, wird der 11. Februar auch die folgenden Jahre noch spannend bleiben, immerhin fanden neben dem sogenannten „Tag der Ehre“ auch der jährliche Aufmarsch zur „Bombadierung Dresdens“ und ein NS-Gedenken an die blaue Legion in Madrid statt. Unser größter Dank und Respekt gilt den Genoss:innen in Budapest und allen, die sich den Nazis in den Weg gestellt haben! Kick Fascists out of Budacastle! Kick Fascists out of Dresden! Kick Fascists out of Madrid! Kick Fascists!