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Feministische Perspektiven auf Sicherheit!

Veranstaltungsreihe der AG Feministischer Streik anlässlich der Proteste gegen die 100 Jahres Feier der Interpol in Wien

Wir als AG Feministischer Streik sind Teil des Bündnisses, das anlässlich des Treffens zu 100 Jahren Interpol in Wien die Kampagne „Abolish the police“ organisiert. Dafür stellen wir uns die Frage, was Sicherheit aus linksradikaler/ queer-feministischer Perspektive bedeuten kann. Für uns steht fest: wir definieren Sicherheit anders als die Polizei und wären sicherer ohne sie!
Unsere Perspektive auf Sicherheit widerspricht grundlegend einer Definition, wie sie der kapitalistische Nationalstaat, seine Behörden und dominanzgesellschaftliche Diskurse formulieren:

Während bürgerliche Sicherheit individualisiert, sehen wir Sicherheit durch Vergemeinschaftung entstehen. Ihnen geht es um die Sicherung von Privateigentum, wir wollen menschliche Bedürnisse in den Vordergrund stellen und deren Versorgung kollektiv organisieren.
Sie denken Sicherheit national, für uns ist klar: sie muss global, antinational und sozial sein. Wir sehen wie unter dem Vorwand der Sicherheit vor vermeintlichen Bedrohungen „von außen“, Abgrenzung und Abschottung zunehmen. Dabei bedeuten Grenzen und Grenzregime für Menschen die Sicherheit suchen, Prekarisierung und Ausbeutung, oder sogar den Tod.
Ihre Sicherheit verspricht Ordnung durch Repression, wir sehen, wie Sicherheit durch Kommunikation, Fürsorge und Beziehungsarbeit entsteht. Sie knüpfen das Recht auf Sicherheit an Leistungsfähigkeit – für uns muss sicherer Wohnraum, Ernährung, soziale Absicherung, Gewaltfreiheit, Erholung für alle zugänglich sein.
Ihre Sicherheit will Beweise bei sexualisierter Gewalt, wir fordern Sicherheit für Betroffene statt für Täter. Ihre Sicherheit verhindert keine Femi(ni)zide in Österreich, wir sehen das Patriarchat als Sicherheitsproblem!

Dass wir uns mit Staat, Nation und Kapital nicht einig werden, scheint klar, trotzdem stehen wir auch vor vielen Widersprüchen und Fragen.
Wie schon in unserer Veranstaltungsreihe vor 3 Jahren, in der wir uns mit dem feministischen Streik beschäftigten, haben wir keine Lust, uns diese Fragen alleine zu stellen. Wir wollen sie kollektiv mit euch gemeinsam diskutieren. Unsere Gesellschaft produziert viele Verunsicherungen und Betroffenheiten. Wie werden aus diesen Perspektiven Sicherheit gedacht und wie können solidarische Beziehungen untereinander geknüpft werden? Wie können wir sichere Räume denken, ohne selber in die Denkweisen von Polizei und Securities zu verfallen? Wann ist diese Art von Handeln aber doch nötig und warum? Mit welchen historischen Kämpfen gegen Rassismus setzen wir uns in Bezug, wenn wir „abolish!“ fordern? Was kommt dabei raus, wenn man eine ganze Veranstaltungsreihe damit verbringt, die Polizei aus einer Perspektive zu kritisieren, die kollektive Sorgebeziehungen und Care-Arbeit ins Zentrum stellt?
Finden wir es gemeinsam raus!

November & Dezember 2023
Stadtpaziergang, Filmvorführung, Workshop und Podiumsdiskussion an verschiedenen Orten in Wien.

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[ENG]

As AG Feministischer Streik we are part of the alliance that organizes the campaign „Abolish the police“ on the occasion of the…

Therefore we ask ourselves what security can mean from a radical left/queer-feminist perspective. For us it is obvious that we define security in a different way than the police and, moreover, would be much safer without it! Our perspective on safety fundamentally contradicts the definition of security as formulated by the capitalist nation state, its authorities and dominant social discourses:

While bourgeois security individualizes, we see safety emerging through communitization. They are concerned with securing private property; we want to place human needs in the center and organize their provision collectively.

They think of security as national; for us it is evident that it must be global, anti-national and social. We see how, under the pretext of security against supposed threats „from outside“, borders and isolation are increasing. Yet for people seeking safety, borders and border regimes mean precarity and exploitation, or even death.

Their security promises order through repression; we see how safety comes through communication, care, and work on relationships. They tie the right to security to productivity – for us, safe housing, food, social security, freedom from violence, recreation must be available to all.

Their security wants evidence in cases of sexualized violence, we demand safety for victims not for perpetrators. Your security does not prevent any femi(ni)cides in Austria, we see patriarchy as a threat to safety!

That we do not agree with state, nation and capital seems apparent, nevertheless we also face many contradictions and questions.

As in our series of events 3 years ago, in which we dealt with the feminist strike, we do not feel like asking these questions alone. We want to discuss them collectively with you. Our society produces many insecurities and concerns. How are we thinking security from these perspectives and how can we build relationships of solidarity with each other? How can we think about safe spaces without being caught up in the policing and security mindset? Yet, when is this way of acting necessary and why? What historical struggles against racism do we relate to when we demand „abolish!“? What do we get when we spend an entire series of events critiquing the police from a perspective that centers collective relations of care and care work?

Let’s find out together!

November & December 2023

City walk, film screening, workshop and panel discussion at various locations in Vienna.