Die Plattform Radikale Linke sendet kämpferische Grüße vom Sandleitenhof, dem größten Gemeindebau der Zwischenkriegszeit und Schauplatz historischer Arbeits- und antifaschistischer Kämpfe, gelegen in der Rosa-Luxenburggasse Ecke Liebknechtgasse.
Von hier aus rufen wir auf zum Block des feministischen Streiks auf der 1. Mai Demo „Kapitalismus ist die Krise – soziale Kämpfe verbinden“.
ALL GENDER, FLINTA REIHEN VORNE!
TREFFPUNKT 12:00 – U3 Station Ottakring
Wir können uns in Wien auf eine Geschichte der Arbeiter*innenbewegung berufen, aber der 1. Mai ist hier nur noch ein Gedenken, das jeden Anspruch an ein besseres Leben aufgegeben hat.
Am 1. Mai 2021 wollen wir uns treffen und zusammenschließen, nicht um romantisierend in die Vergangenheit zu schauen, wie das im Roten Wien an diesem Tag so üblich ist, sondern um aktuelle und radikale Forderungen kämpferisch auf die Straße zu tragen.
Die Verbesserung sozialer Verhältnisse folgt keinem natürlichen Ablauf, sie fällt auch nicht vom Himmel. Sie ist immer ein Ergebnis von Kämpfen. Und die aktuelle Situation der multiplen Krisen in Gesundheit und Wirtschaft, sowie das Erstarken reaktionärer Ideologien, stellt uns vor große Herausforderungen, auf die es neue Perspektiven braucht.
Wir können uns auf vieles stützen, was in der Vergangenheit erkämpft wurde. Aber wir lernen auch dazu. Gesellschaftliche Verhältnisse verändern sich fortwährend, so muss unsere Kritik und unser Kampf der Arbeit und des Kapitalismus sich auch verändern. Das was als Arbeit gilt und wer sie unter welchen Bedinungen macht, ist Teil dieses Kampfes.
Wir meinen, wenn wir von Arbeitskämpfen sprechen, nicht nur die Fabriksarbeit, sondern wir richten unsere Kritik gegen jede Form fremdbestimmter Arbeit: die Lohnarbeit und die Reproduktionsarbeit, die Hausarbeit, die Carearbeit, all die Arbeit die notwendig ist, damit die Welt überhaupt am Laufen bleibt – egal, ob sie unbezahlt verrichtet wird oder völlig prekär an Migrant*innen ausgelagert wird. Wir richten uns also gegen jede Form der Fremdbestimmung, auch wenn Arbeiter*innen durch verschleiernde Strukturen wie Scheinselbstständigkeit oder flache Hierarchien Freiheit und Selbstbestimmung vorgegaugelt wird.
Im letzten Jahr haben wir oft gehört, dass die Pandemie ein Brennglas der Verhältnisse darstellt. Und trotzdem gibt es Menschen, die weiterleben wollen wie zuvor. Zurück zur Normalität. Zurück zum geringeren Übel. Ein gutes, ein besseres Leben für alle scheint für viele unmöglich, zu sehr durchdringt das Gelernte, die Disziplinierung unsere Lebensweise. Aber diese Vorstellung, wie wir leben müssen, ist nicht „normal“, sie beruht auf einem System, das von Menschen gemacht ist und dessen Strukturen es geschafft haben, sich durchzusetzen, in unserer Art zu wohnen, zu arbeiten, uns zu ernähren, zu kleiden, Energie und Technologie zu nutzen und miteinander in Beziehung zu treten. Es ist ein Leben, in dem wir gelernt haben, uns völlig auf die Bedürfnisse des Kapitals auszurichten, ihm alles unterzuordnen. Ob wir selbst arbeiten gehen müssen, Angst vor der Kürzung der nächsten AMS Zahlung haben, oder ob wir uns um andere kümmern, sie aufbauen und motivieren, damit sie am nächsten Tag wieder den Weg in die Arbeit schaffen.
Während manche also Licht am Ende des Tunnels zu sehen meinen, wollen wir nicht zurück zu einer angeblichen Normalität, die schon vorher beschissen war, nicht zurück zu einer Ordnung, die nicht einmal im Stande ist, das Lebensnotwendige für alle Menschen bereitzustellen.
Was von Menschen geschaffen wurde, kann von ihnen verändert werden. Eine Perspektive im Kampf gegen die neue Normalität ist der feministische Streik.
Er kann ein zentrales Mittel sein zur Politisierung all dieser gewaltvollen Verhältnisse! Er ermutigt uns, gegen alle Formen patriarchaler Gewalt und vergeschlechtlicher Arbeitsteilung gemeinsam transnational, anti-rassistisch und antikapitalistisch zu kämpfen! Denn mit dem Sichtbarmachen und Bestreiken all dieser Arbeit, die für den Kapitalismus notwendig ist (zum Beispiel das Gebären und Großziehen von Arbeiter*innen oder das Umsorgen von jenen, die nicht mehr als Arbeiter*innen verwertbar sind, als Kranke oder als Alte… Mit dem Bestreiken all dieser Arbeit wird die vermeintliche Naturgegebenheit des Kapitalismus massiv ins Wanken geraten.
In Chile, Mexiko oder in Polen finden diese Kämpfe bereits statt: Beispielsweise als Widerstand gegen Feminizide, als Widerstand gegen die Kriminalisierung von Abtreibung und für reproduktive Gerechtigkeit – das heißt in jedem Fall als Widerstand gegen die binäre und hierarchische Geschlechterordnung und die Verfügung über vergeschlechtlichte Körper im Kapitalismus.
Der Feministische Streik beinhaltet nicht nur die kollektive Arbeitsverweigerung aller fremdbestimmter Arbeit, sondern auch die bewusste Organisierung jener Arbeit, die notwendig ist, für ein gutes Leben für alle.
Der Feministische Streik umklammert Kämpfe, er umarmt und verbindet sie – mit dem Ziel tatsächlich alles zu verändern.
Am 1. Mai und immer scheissen wir also auf „Hoch die Arbeit“! Wir sagen: Legt die Arbeit nieder! – Auf zum feministischen Streik!