ACHTUNG NEUER ORT!
Samstag, 09. März 2024 I 19.00 Uhr I Kunsttankstelle (Grundsteingasse 45-47,1160 Wien)
Seit dem brutalen Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober in Israel, bei dem über 1200 Juden und Jüd:innen ermordet wurden, und dem darauf folgenden Krieg in Gaza mit über 20000 toten Zivilist:innen, ist ein drastischer Anstieg von Antisemitismus in den unterschiedlichsten Milieus zu verzeichnen – so auch in feministischen Spektren. Obgleich die Anwendung systematischer sexualisierter Gewalt Teil der Angriffsstrategie der Hamas war und hundertfache Vergewaltigungen und Femi(ni)zide zur Folge hatte, blieb die erwartbare (feministische) Solidaritätswelle mit den von sexualisierter Gewalt betroffenen israelischen Frauen und Queers aus. UN-Women, eine der größten internationalen feministischen Organisationen brauchte sogar zwei Monate bis sie überhaupt in einem Statement auf diese geschlechtspezifische Gewalt reagierten. Andere feministische Gruppen wiederum stellen in Frage, dass die Vergewaltigungen der Hamas überhaupt stattgefunden hätten und feiern die zutiefst queerfeindliche und antifeministische Terrororganisationen als dekoloniale Befreier.
Fragen zur Rolle von Antisemitismus und Israel spalten jedoch nicht erst seit dem brutalen Massaker der Hamas am 7. Oktober feministische Szenen. Die mangelnde Bereitschaft, sich mit Antisemitismus zu beschäftigen hat (auch in feministischen Kontexten) eine lange Tradition. Mit dem Verweis auf bestimmte Interpretationsweisen postkolonialer und intersektionaler Theorien und der daraus abgeleiteten Behauptung, dass Juden:Jüdinnen weiß und privilegiert seien, werden seit vielen Jahren die fatalen Konsequenzen antisemitischer Denkweisen negiert, verharmlost und gegen den vermeintlich schwerwiegenderen Rassismus ausgespielt.
Im Podiumsgespräch mit Cordula Trunk, Karin Stögner und Soma wollen wir danach fragen, woher die fragwürdigen Allianzen zwischen Feminist:innen und Islamist:innen kommen und wo die Solidarität mit jenen bleibt, die vor der Hamas oder anderen islamistischen Gruppen geflohen sind oder die wie die kurdische Frauen*bewegung gegen sie kämpfen? Welche Rolle spielen postkoloniale und intersektionale Zugänge in diesem Zusammenhang? Wie lassen sich diese in Hinblick auf die aktuellen Beteiligungen ihrer Anhänger:innen an den antisemitischen Mobilisierungen und daraus entstandener Zerwürfnisse gemeinsam mit Antisemitismuskritik denken? Nicht zuletzt wollen wir nach den Gründen suchen, warum angesichts des Massakers feministische Grundsätze ausgehebelt werden, #metoo nicht für Juden:Jüdinnen zu gelten scheint und es vielen Feminist:innen so schwer fällt, Empathie mit den Betroffenen von Antisemitismus zu zeigen, jede Erscheinungsform von Antisemitismus zu verurteilen und Antisemitismuskritik als fixen Bestandteil von emanzipatorischer Gesellschaftskritik zu betrachten?
- Cordula Trunk promoviert zur Frage des Feministischen Subjekts und den Möglichkeiten von Emanzipation und Widerstand.
- Karin Stögner ist Professorin für Soziologie an der Universität Passau.
- Soma ist Politikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft und politische Bildnerin.
Nach der Podiumsdiskussion wollen wir gemeinsam mit den Diskutantinnen einen Raum für Diskussion schaffen. Das Antifa Café wird von der AG Antifa der Plattform Radikale Linke organisiert und findet monatlich statt.