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It’s that time again…

Den WKR-Ball crashen!

23. Februar I 18.30 Uhr I Schottentor I Antifa Warm-Up Demo: Budenbummel!

24. Februar I 18.30 Uhr I Schottentor I Linskradikaler Frontblock auf der OGR-Demo gegen den WKR

„WKR-Ball? FPÖ-Ball? Akademikerball?“ Jährlich lädt die extrem rechte FPÖ und ein Haufen gleichgesinnter Burschenschafter zum Ball in die Wiener Hofburg. Der Ball -ganz egal, wie er nun heißt oder hieß- war und ist ein Stelldichein rechter Eliten aus Österreich und ganz Europa. Hier verbrüdern sich Rassismus und Sexismus, hier vernetzen sich Chauvinismus und Nationalismus, hier bittet der Rechtspopulismus den Antisemitismus zum Tanz und in Wichs und Ballkleid walzert sich das ganz besonders Reaktionäre durch den Abend.

Scheinbar ganz Österreich empfand das lange Jahre als völlig normal und nicht weiter störend. Erst antifaschistische Proteste störten den Burgfrieden. Nach jahrelangen Protesten, die stetig gewachsen sind und den WKR-Ball ins Rampenlicht der medialen Aufmerksamkeit zerrten, ist der Ball heute kleiner. Er kann nicht mehr unter diesem Namen in der Hofburg stattfinden und musste offiziell von der FPÖ ausgerichtet werden. Der Ball wurde delegitimiert und viele Gäste aus Politik und Wirtschaft sind nicht mehr bereit teilzunehmen. Auch den Charakter des Balls als „größtes couleurstudentisches Gesellschaftsereignis im deutschsprachigen Raum” (WKR) und als Vernetzungstreffen der europäischen Rechten konnten ihm die antifaschistischen Proteste streitig machen. Und dennoch existiert der Akademikerball weiter. Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause findet er in diesem Jahr am 24. Februar 2023 wieder in der Wiener Hofburg statt.

Rassistisch, sexistisch, antisemitisch, ekelhaft!

Deutschnationale Burschenschaften stehen vor allem in Österreich für völkischen Nationalismus, NS-Verherrlichung und Holocaustleugnung. Ihr extrem antisemitisches, homofeindliches, rassistisches, elitäres und frauenfeindliches Weltbild stellt aber in Österreich leider kein isoliertes Randphänomen dar. Vielmehr sind deutschnationale Burschenschaften die Kaderstätte des hiesigen Rechtsextremismus und dienen als Scharnier zwischen der FPÖ im Parlament und dem Neonazismus der Straße. Viele der Nationalratsabgeordneten der FPÖ sind „Alte Herren“ von Burschenschaften und auch sonst lässt sich –von Küssel bis zu den „Identitären“- kein namhafter Ideologe des österreichischen Rechtsextremismus ausmachen, der nicht dem korporierten Milieu entstammt. Auch Peter Binder, bei dem noch im Dezember 2020 bei einer Hausdurchsuchung ein Waffendepot ausgehoben wurde, hatte nachgewiesenerweise Kontakt zu ehemaligen Burschenschaftern, wie Franz Radl (Teutonia), und stand wie andere Burschenschafter im Fokus der Ermittlungen aufgrund des Briefbombenterrors Anfang-Mitte der 1990er Jahre.

Im „Anschluss“ Österreichs ans nationalsozialistische Deutschland erblickten die Burschenschafter den „Traum der Deutschen Burschenschaft vom großen Reiche aller Deutschen“, wie die Verbindung Bruna Sudetia noch 1971 festhielt. Der Antisemitismus und der Hass auf alles Nicht-Deutsche der Burschenschaften ist dabei eine Quelle der späteren nationalsozialistischen Exzesse, die in der industriell betriebenen Vernichtung des europäischen Judentums mündeten. Für den ungewissen und ängstlichen Blick in die Zukunft haben die Korporationen eine Lösung parat: die Vergangenheit –vorzugsweise die zwischen 1938 und ’45. Natürlich dürfen sie das heutzutage nicht mehr so offen sagen, wie sie es gerne täten. Deswegen heißt Großdeutschland nun „der deutsche Sprach- und Kulturraum“, der „Ariernachweis“ wird ersetzt durch eine Auswahl nach „populationsgenetischer Gruppierung“ und die strafrechtlich verbotene Leugnung der Shoah wird zum Kampf für „Meinungsfreiheit“ umgedeutet. Die geänderten Begriffe dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der großdeutsche Geist in den Verbindungen weiter spukt und weiterhin als primärer politischer Orientierungspunkt dient.

Burschenschaften bieten also in einer turbulenten Zeit von kapitalistischer Krise und verschärfter Konkurrenz jungen Männern mit mangelnd ausgebildeten Charakterstrukturen etwas an, das ihnen fehlt: nämlich Identität und Orientierung. Diese Identität ist männlich, elitär uDen WKR-Ball crashen!nd deutsch. Die Kehrseite dieser Identität sind Ausgrenzung und (strukturelle) Gewalt gegen diejenigen, die dem nicht entsprechen, das heißt: gegen FLINTA, sozial Benachteiligte, Migrant:inen und Jüd:innen. Damit sind Burschenschafter die Spitze eines reaktionären Eisberges im Umgang mit verschärften Krisenkonstellationen. Sexismus, Elitarismus/Sozialchauvinismus und das Rückbesinnen auf „die gute alte Zeit (des NS)“ sind gängige Muster in der zugespitzten Konkurrenz – nicht nur am rechten Rand, sondern gerade aus der bürgerlichen Gesellschaft heraus.

There is an alternative!

Doch wenn wir gegen Burschenschaften und die FPÖ als ihren parlamentarischen Arm protestieren, müssen wir auch die Grundlagen benennen, warum diese Ideologien so stark sind, warum die Menschen die Bereitschaft haben, diese anzunehmen. Der Ohnmacht, der Konkurrenz und den falschen Spaltungen, die diese Gesellschaft hervorbringt, müssen wir die Perspektive auf einen solidarischen Aufbruch entgegenhalten. Eine Gesellschaft, die frei ist von Herrschaft, Ausbeutung und Unterdrückung, in der alle ohne Angst verschieden sein können. Diese Gesellschaft gibt es nur jenseits von Staat, Nation, Patriarchat und Kapital. Für diese ganz andere Welt lohnt es sich zu streiten und zu kämpfen – gemeinsam, entschlossen, vielfältig und kreativ.

Gemeinsam auf die Straße! Gemeinsam gegen den Wiener Akademikerball!