Donnerstag I 24.11 I 19.00 Uhr I Kurdischer Verein, Jurekgasse 26, 1150

Seit vielen Jahren begleitet die Parole weltweit die Kämpfe kurdischer Aktivist:innen und versucht damit die bedeutende Rolle von FLINTAs in der Zurückdrängung patriarchaler und faschistischer Herrschaftsstrukturen hervorzuheben und die Notwendigkeit feministischer Ideen für den Aufbau einer neuen Gesellschaft zu unterstreichen. Spätestens seit der brutalen Ermordung von Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei ist sie auch zum Slogan der regimekritischen Protestbewegung im Iran sowie ihrer solidarischen Unterstützer:innen geworden. Auch in Afghanistan hat die beunruhigende Verschlechterung der Situation von FLINTAs seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 zu feministischen Protesten gegen Gewalt und den Fundamentalismus der Taliban geführt. Trotz massiver Gewalt, Angriffen und Repression sind die Mobilisierungen weder in den kurdischen Gebieten, noch im Iran oder Afghanistan zu einem Stillstand gekommen.

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt gegen FLINTAs wollen wir im Antifa Café einen Blick auf die aktuelle politische Situation in den unterschiedlichen Gebieten werfen. Gemeinsam mit drei Aktivist:innen, die in verschiedenen Solidaritätsbewegungen in Österreich aktiv sind, sollen zudem die Fragen diskutiert werden, wie der 25.11. in den jeweiligen Regionen begangen wird, welche Rolle feministische Kämpfe in den jeweiligen sozialen Protesten spielen, wie sich unterschiedliche Kämpfe verbinden lassen und welche Möglichkeiten es gibt, die Proteste von hier aus zu unterstützen.

Es diskutieren Rojin -sie ist Forscherin und Aktivistin in der Solidaritätsbewegung für die Proteste im Iran-, Maryam Haidari -wurde in Afghanistan geboren und beendete die Schule im Iran. Als Feministin, Aktivistin und Künstlerin hat sie sich in vielen Gruppen für eine Welt ohne Patriarchat eingesetzt- und eine Genossin von YXK-dem Verein für Studierende aus Kurdistan.

Während der Veranstaltung gibt es auch Getränke, außerdem Infomaterialien und Soli-Merch. Kommt nach Möglichkeit getestet. Das Antifa-Café findet monatlich statt. Organisiert wird es von der AG Antifa der Plattform Radikale Linke.

Krisengewinner*innen?
Der 1.Mai steht seit 1890 für den weltweiten Zusammenhang aller Arbeitnehmer*innen und Lohnabhängigen. Basis war die Einsicht gemeinsam mit der großen Mehrheit der Menschheit auf der Seite der Verlierer*innen zu stehen, sprich ausgebeutet zu werden und sein Leben nicht in Würde und Selbstbestimmung leben zu können. Daraus entstand politischer Optimismus, Kraft für soziale Auseinandersetzungen, die unser aller Leben verbessert haben (allgemeines Wahlrecht, Urlaubsanspruch, Krankenversicherung, Arbeitszeitverkürzung, uvm.). Heute hingegen denken viele Arbeitnehmer*innen: „Ich gehöre zu den Gewinner*innen, mir geht’s im Vergleich immer noch besser!“
No future?
Doch woher kommt gegenwärtig die schlechte Stimmung, das reale Gefühl, dass alles teurer, korrupter, anstrengender, unverständlicher wird? Aus dem Fortschrittsoptimismus der 1970er: „Es geht uns allen gut“ wurde: „zumindest vielen“ wurde: „zumindest mir und meiner Familie“. Warum? Weil wir es mit der Angst zu tun bekommen haben, dass es bald nur mehr ein paar wenigen gut gehen könnte.
Wenn im Klassenerhalt alle wie wahnsinnig um die Wette laufen, wird es unbequem! Zuerst kommen manche Bekannte, einige Freunde und als nächstes vielleicht du selbst unter die Räder. Die soziale Ungleichheit nimmt extrem zu. Zentrale gesellschaftliche Versprechen können nicht mehr eingelöst werden und kollektive Träume sind zerplatzt. Sich das Ende der Welt auszumalen scheint mittlerweile realistischer als eine bessere Zukunft: Stichwort Klimakatastrophe, Pandemien, neue globale Konflikte und Kriege, Wirtschaftskrisen und Hyperinflation.
Geist des 1.Mai!
In Mitten von Angst können wir nicht klar denken. Der Geist des 1. Mai ist das Gegenmittel. Der 1. Mai steht für das Einfache das schwer zu machen ist – für eine globale solidarische Alternative: die Klassenlose Weltgesellschaft. Wenn Utopien sterben, übernehmen Dystopien ihren Platz. Jetzt mal ehrlich, in welchem real gewordenen Film würdest du mitspielen wollen: Zombie-Apokalypse oder Liebesgeschichte?
Blicken wir auf positive Entwicklungen: Im Homeoffice vermissen wir das Büro nicht und wollen bei vollem Gehalt mehr Freizeit. Wir sind es uns Wert! Beim Überstunden-schieben ist uns das anerkennende Klatschen egal. Wir wollen nachhaltige Arbeitsbedingungen oder die Kündigung! Arbeitslosigkeit hat das Stigma der Selbstverschuldung verloren. Wir gönnen sie uns (falls wir Zugang dazu haben)! Instagram, twitter oder tic toc sind kein Ausgleich für reale Kontakte, sie machen uns nervöser und unzufriedener. Wir brauchen menschliche Empathie! Im Lockdown gehen wir raus in die Natur weil unsere Wohnungen zu teuer, zu klein sind. Wir fordern leistbares Wohnen und eine intakte Umwelt!
Reale Utopie!
Nach zwei Jahren Pandemie sehen wir vieles klarer, jetzt ist es Zeit aktiv zu werden. In Wien regt sich Widerstand gegen die Kapitulation vor der Klimakrise, gegen den Ellbogenkampf der Individuen, gegen Aufrüstung und Krieg. Für ein besseres Leben für alle!
Weltweit gehen am 1. Mai viele Menschen gemeinsam auf die Straßen. Die Vielfalt der Anliegen ist keine Schwäche sondern unsere Stärke. Wir teilen den selben Horizont. Vielleicht auch mit Dir? Mut zur Utopie! Denn so wie es ist, wird es nicht bleiben. Tausche dich aus, stelle Fragen, organisiere dich. Solidarisch durch die Krisen, hin zu einer besseren Welt!
Am 25. und 27. April stehen wieder Antifaschist*innen vor Gericht. Vor diesem werden wir an beiden Tagen ab 8.00 Uhr bis weit in den Nachmittag hinein -auch Nachkommen lohnt sich deshalb natürlich- eine Solidaritäts-Kundgebung abhalten. Kommt vorbei, lassen wir die Genoss*innen nicht allein! Dort -es wird auch Unterhaltungsprogramm geben, ihr dürft gespannt sein- und bei anderen Veranstaltungen der Plattform Radikale Linke auch könnt ihr für die entstehenden Anwaltskosten auch spenden. Auf Black mosquito (https://black-mosquito.org/de/1312-soli-t-shirt.html und https://black-mosquito.org/de/1312-fight-back-soli-t-shirt.html) findet ihr außerdem auch ein neues Soli-Shirt. 
Wogegen wird ermittelt? Straftat oder „Gesinnung“?
Seit August 2020 laufen Ermittlungen gegen mehrere Antifaschist*innen. Die Vorwürfe lauteten damals, den polizeilichen Ermittlungsakten nach, „Bildung einer kriminellen Vereinigung und Organisation“, diverse (schwere) Körperverletzungen, Sprengung einer Versammlung, Amtsmissbrauch, diverse (schwere) Sachbeschädigungen, Raufhandel und Waffenbesitz trotz aufrechtem Waffenverbot. Durch die Vorwürfe der „Bildung einer kriminellen Vereinigung und Organisation“ (§278 und §278a StGB) wurden weitreichende Ermittlungsmethoden legitimiert und die Möglichkeiten von Repression erheblich erweitert. Einige der Betroffenen wurden im Alltag –auch noch in jüngerer Vergangenheit– punktuell observiert. Zudem wurde im August 2020 –quasi als einer der Höhepunkte der Repression– bei einem Genossen eine Hausdurchsuchung durch eine schwer bewaffnete Cobra-Einheit durchgeführt. Ebenfalls von der Spezialeinheit Cobra ausgeführt wurden mehrere Verhaftungen in diesem Kontext. Die betroffenen Antifaschist*innen wurden auf dem Weg nach Hause auf offener Straße zu Boden gerissen oder auf dem Weg zur Arbeit aus der U-Bahn gezerrt, in der Arbeit durch Beamt*innen  abgeholt oder zu Hause besucht, um ihnen das Handy im nicht-versperrten Zustand abzunehmen. Methoden, die allesamt massiv einschüchtern sollen (Spoiler: Das haben sie nicht geschafft!) und zur Kriminalisierung der Betroffenen beitragen. Nun gibt es zwei Verhandlungstermine am 25. und 27. April 2022 am Landesgericht für Strafsachen in Wien.
1. Was bedeutet das für die Betroffenen?
Wir werten dieses polizeiliche Vorgehen in seiner Gesamtheit als Angriff auf die antifaschistische Bewegung und als Versuch der Einschüchterung von Genoss*innen. Die Auswirkungen sind so vielfältig wie die Repressionsmittel selbst. Das reicht von nervigen Einschränkungen im Alltag durch Überwachungsmaßnahmen, Stress und Misstrauen bis zu Ärger am Arbeitsplatz, Jobverlust und Schwierigkeiten wegen beschlagnahmter Handys, Laptops und Unterlagen.
Dieses Verfahren versucht Menschen, die sich antifaschistisch organisieren, abzuschrecken, indem ihnen und allen anderen politisch aktiven Menschen gezeigt wird, mit welch völlig unverhältnismäßiger Repression sie zu rechnen haben, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten.
Wenig überraschend und dennoch hervorzuheben ist der Umstand, dass zum wiederholten Male Antifaschist*innen ohne konkreten Tatverdacht observiert, verfolgt und staatlich drangsaliert werden, während Faschist*innen Waffenlager anlegen, sich in Telegramchats zu Umsturzfantasien vernetzen und einen aufgebrachten, nationalistischen Mob wöchentlich durch die Straßen Wiens führen. Oder auch zeitgleich zu den personell aufwändigen Observationen, ein Islamist einen terroristischen Anschlag vorbereiten und am 2. November 2020 mehrere Menschen im ersten Bezirk in Wien ermorden kann.
Bei all der Scheiße, die passiert: Repression macht immer auch Solidarität konkret. Beispielsweise durch einen Unterstützer*innenkreis, der die Betroffenen durch das ganze Verfahren begleitet und weitere solidarische Aktionen von Genoss*innen.
2. Was bleibt übrig von der „kriminellen Organisation“?
Was wir stets vermutet haben und wie wir nun an der Anklageschrift erkennen können, waren die Vorwürfe der „Bildung einer kriminellen Vereinigung bzw. Organisation“ lediglich sogenannte Ermittlungsparagraphen. Diese werden von der Staatsanwaltschaft nicht angeklagt und hatten daher während den polizeilichen Ermittlungen den Zweck die Repressionsmöglichkeiten zu erweitern, um zum Beispiel Hausdurchsuchungen, Observationen und technische Überwachungen durchführen zu können. Auch dieser Umstand stellt unter Beweis, dass es den Cops lediglich darum ging, rigoros und uneingeschränkt zu ermitteln, sensible Informationen zu sichten und unsere Freund*innen zu kriminalisieren.
Die vermeintlichen Indizien und Beweise waren so dünn, dass das Verfahren gegen zwei der beschuldigten Personen bereits im Juni 2021 komplett eingestellt wurde. Die aktuellen und somit angeklagten Vorwürfe sind:
    • versuchte Sprengung einer Versammlung,
    • (teilweise) versuchte Körperverletzung,
    • (teilweise) versuchte schwere Körperverletzung und
    • Waffenbesitz trotz aufrechten Waffenverbotes.
Für die Verhandlung sind zwei Tage angesetzt und auf der Agenda stehen eine Vielzahl von unterschiedlichen Zeug*innen, inklusive den führenden Köpfen der neofaschistischen Identitären und dem Wiener Verfassungsschutz.
Am 25. und am 27. April 2022 werden die Antifaschist*innen im großen Schwurgerichtssaal am Wiener Straflandesgericht vorgeladen. Wie auch immer dieser Prozess ausgehen wird: Die bisherigen Ermittlungsmaßnahmen gegen die betroffenen Antifaschist*innen sprechen für sich und haben in ihrer Gesamtheit bereits Strafcharakter. Zum Beispiel: Personen am Arbeitsplatz festzunehmen, zielt nur darauf ab, dass diese dort Stress bekommen und im schlimmsten Fall ihren Job verlieren.
3. Was könnt ihr tun?
Anwält*innen kosten Geld. Ihr könnt die betroffenen Antifaschist*innen durch Spenden unterstützen, jeder noch so kleine Betrag hilft.
Rote Hilfe Wien
IBAN: AT46 6000 0103 1036 9883
Verwendungszweck: antifa2020
Auf Black mosquito findet ihr außerdem neue Soli-Shirts. Diese gibt es ebenso in Wien bei Infoständen der Plattform Radikale Linke. Auch damit könnt ihr die Genoss*innen finanziell unterstützen. 
Es wird an den Verhandlungstagen eine angemeldete Kundgebung vor dem Strafgericht geben, kommt vorbei und zeigt euch solidarisch. Seid aktiv gegen Faschist*innen und im Kampf für ein besseres Leben für uns alle! Wie immer: Verschlüsselt eure Handys/Laptops/Festplatten, haltet eure Wohnungen sauber und Gusch bei da He!
Sollen sie sich an unserer Solidarität die Zähne ausbeißen!
In der Literatur werden sie oft als »Vagabunden« oder »Pöbel« bezeichnet, die Angehörigen des Lumpenproletariats. Schon bei Karl Marx werden sie nicht ökonomisch oder klassentheoretisch bestimmt, sondern in moralischen Kategorien beschrieben. Sie sind primär nicht Subjekte (ihrer Geschichte), sondern werden als Objekte der Verachtung und Abwertung, wie auch der Erziehung, wenn nicht Disziplinierung beschrieben. Sie gelten als unproduktiver und arbeitsunwilliger Auswurf der Unterklassen. 
Marx hatte Mitte des 19. Jahrhunderts das Lumpenproletariat als bestechliche, und deswegen dann doch für den Klassenkampf wichtige Schicht beschrieben. Dem »Pöbel« wurde in der Arbeiter*innenbewegung jahrzehntelang, schon im Frühsozialismus, das Proletariat als bewusste, ehrenvolle Klasse gegenübergestellt, die ihre historische Mission »standhaft und sittlich« verrichte. Der Sozialdemokratie war durch ihren Klassenstolz die Verachtung »der anderen« sozusagen eingeschrieben, sie bedingten einander. Die ungeliebten Anteile ihres eigenen Selbst wurden abspalten – und diese Eigenschaften dann dem Lumpenproletariat zugeschrieben.
Damals wie heute ist die Frage des »Lumpenproletariats«, der Aufstände von Deklassierten und des politischen Umgangs mit ihnen mit der nach der Bedeutung von Lohnarbeit verbunden: Findet sich das revolutionäre Subjekt im Industrieproletariat oder bei den «Verdammten dieser Erde»? 
Ab den 1960er Jahren entwickelten sich verschiedene Ansätze, das Lumpenproletariat neu zu theoretisieren: die Randgruppenstrategie von Marcuse und der Neuen Linken, der italienische Operaismus mit seiner Debatte um den Massenarbeiter, aber auch die Debatte um Kolonialismus und die rassistische Segmentierung von Gesellschaften (Frantz Fanon, Black Panther in den USA).
Aus alledem ergibt sich – aufs begriffsgeschichtliche Ganze gesehen – ein drastischer Widerspruch zwischen reaktionärem Opportunismus (Marx) und einer existentiellen Nähe zum radikalen Bruch mit der Gesellschaft (Bakunin), dem Christopher Wimmer in seinem Vortrag auf den Grund geht.
Christopher Wimmer: Lumpenproletariat. Die Unterklassen zwischen Diffamierung und revolutionärer Handlungsmacht, Schmetterling Verlag, Stuttgart 2021, 170 Seiten, 12 EUR.
Kommt bitte unbedingt geimpft und PCR-getestet (!), wir tragen Maske und werden vor Ort aufeinander achten. Seid gerne schon etwas früher dort. Sollte der Raum irgendwann zu voll werden, werden wir einen Einlassstopp machen müssen.

Jährlich lädt die extrem rechte FPÖ und ein Haufen gleichgesinnter Burschenschafter zum „Wiener Akademikerball“ -ehemals „WKR-Ball“. Der Ball in der traditionsreichen und prestigeträchtigen Wiener Hofburg war und ist ein Stelldichein rechter Eliten aus Österreich und ganz Europa. Hier verbrüdern sich Rassismus und Sexismus, hier vernetzen sich Chauvinismus und Nationalismus, hier bittet der Rechtspopulismus den Antisemitismus zum Tanz und in Wichs und Ballkleid walzert sich das ganz besonders Reaktionäre durch den Abend.

Scheinbar ganz Österreich empfand das lange Jahre als völlig normal und nicht weiter störend. Erst antifaschistische Proteste störten den Burgfrieden. Dank ihrer Öffentlichkeitsarbeit, ihrer Demonstrationen und Blockadeaktionen gegen den Ball störten sich immer mehr Menschen an dem rechten Treiben in der Hofburg, immer mehr gingen dagegen auf die Straße. Die Proteste wurden größer und breiter, die Gäste des Balls immer weniger. Der österreichische Staat, Polizei und Politik versuchte indes mit Hetzkampagnen, Verboten und massiver Polizeigewalt die Proteste in den Griff zu kriegen. Die halbe Stadt wurde zur „Sperrzone“ erklärt, antifaschistische Bündnisse sahen sich wahnhaften Vorwürfen ausgesetzt. Es gab immer wieder zahlreiche Festnahmen. 2014 wurde der Antifaschist Josef aus Jena sogar ein halbes Jahr in Untersuchungshaft genommen.

Der Dokumentationsfilm „Jedes Jahr nie wieder“ folgt einem chronologischen Ablauf der antifaschistischen Proteste gegen den „Wiener Akademikerball“ in den Jahren 2014 und 2015. Die Filmemacher porträtieren die Schlüsselfiguren dieser Nacht, von antifaschistischen Akteur:innen bis zur Burschenschaft, und fragen überdies in der Öffentlichkeit stehende Personen aus Politik, Kultur und Wissenschaft nach deren persönlicher Wahrnehmung zum Ball. Auch und speziell die ausufernde mediale Gewaltdebatte wird analysiert: Warum reagiert die österreichische Gesellschaft und ihr Boulevard derart sensibel auf linke Proteste? Wer organisiert die Anti-Akademikerball-Proteste und wie kooperieren die Bündnisse untereinander? Vorab wird der Film von einer Genossin noch inhaltlich eingebettet. Wir bitten euch während der Veranstaltung Maske zu tragen. Komme bitte geimpft und PCR-gestestet.

Das Antifa-Café findet monatlich statt. Organisiert und durchgeführt wird es von der AG Antifa der Plattform Radikale Linke. Im Jänner wird es in Kooperation mit den Genoss:innen des KSV:lili veranstaltet.

Am 27. Jänner dann, am Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau gehen wir auf die Straße: 18.30 Uhr, Uni Rampe, Universitätsstraße 1: Völkische Verbindungen kappen! Alle Infos findet ihr unter: https://radikale-linke.at/de/2022/01/03/voelkische-verbindungen-kappen/

Wir sind wütend und traurig! Wütend und traurig darüber, dass schon über 13 000 Menschen allein in Österreich der Pandemie zum Opfer gefallen sind. Das staatliche Corona-Management geht hier im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen.
Während alles getan wird, um die Profite des Wintertourismus zu garantieren, herrscht an Schulen und Kindergärten weiterhin absolutes Chaos. Die Mehrbelastungen für FLINTAs (Frauen, Lesben, Inter-, Trans-, nicht-binäre und agender Menschen), die sich daraus ergeben und die ohnehin schon den Großteil an unbezahlter Care-Arbeit stemmen müssen, spiegelt sich in den stark unterbezahlten und unterbesetzten Pflegeberufen wider.
Fast wöchentlich lesen wir von Feminiziden, die jedoch nur die brutalste Zuspitzung der alltäglichen patriarchalen Gewalt sind. Statt dem Thema Gewaltschutz dominieren aber Rassismus und Abschottungsphantasien die politische Debatte. Ganz zu Schweigen von den unerträglichen Verhältnissen in den Gefängnissen und Abschiebelagern. Psychische Erkrankungen haben überdies während der Pandemie deutlich zugenommen, vor allem unter Kinder und Jugendlichen, die unter besonders starkem Druck stehen.
Der Staat richtet sich indes allein nach den Kapitalinteressen. Der kapitalistische Motor und das Geschäft schließlich müssen ja weiterlaufen.Und genau deswegen müssen wir uns nicht erst seit der Corona-Pandemie fragen, ob wir in so einer Gesellschaft leben wollen, wo die Bedürfnisse und die Gesundheit der Menschen immer den Interessen des Kapitalismus untergeordnet werden. Auf den Staat ist dabei jedenfalls kein Verlass. Dass nun sogar Karl Nehmer und die Regierung zur Teilnahme an diesem Lichtermeer aufrufen, ist an Heuchelei nicht zu überbieten. Schließlich ist ihr katastrophales Pandemie-Management Mitschuld für die vielen Toten. 
Uns selbst organisieren müssen wir auch, um der rechten Straßenmobilisierung in Form von sogenannten Corona-Demonstrationen etwas entgegenzusetzen. Es ist schlicht nicht mehr hinnehmbar, dass immer wieder tausende Antisemit:innen, Verschwörunsgläubige, Corona-Leugner:innen, christliche Fundamentalist:innen, esoterische Halb-Faschist:innen und ihre Mitläufer:innen mit ihren Demonstrationen die Wiener Innenstadt in Beschlag nehmen. Weitgehend unbehelligt von der Polizei werden Journalist:innen angegriffen, Menschen rassistisch bedroht und die Jüdische Gemeinde muss ihre Mitglieder aufgrund der Bedrohungslage auffordern, zu Hause zu bleiben. Auf Widerspruch stoßen extreme Rechte -ob Gottfried Küssel, die „Identitären“ oder Hooligans: sie alle treten auf diesen Demos federführend auf- bei den mitmarschierenden Massen dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Dass nun sogar „Teilnehmer:innen aller Spektren“, „von links bis so weit rechts, wie es halt geht“ -so die beiden Organisatoren des Lichtermeers dem ORF gegenüber- explizit zum Lichtermeer willkommen geheißen werden, bleibt uns unverständlich. Das ist schlicht nicht hin zu nehmen.
Es wundert dann schon gar nicht, dass sogar Rechtsextreme heute zum Lichtermeer  aufgerufen haben, dieses Gedenken zu stören und vereinnahmen zu wollen. Mit weißen Kreuzen wollen sie an die „Impf-Opfer“ erinnern. Treten wir dieser rechten Mobilisierung heute und immer konsequent entgegen! 
Aber Lichterketten sind in Anbetracht der Situation nicht genug! Werdet aktiv und organisiert euch in antifaschistischen, feministischen und antikapitalistischen Zusammenhängen! Anlässe dafür wird es noch genug geben. Schon im Jänner wollen selbsternannte „Corona-Rebell:innen“ erneut aufmarschieren. Beteiligt euch an den antifaschistischen Aktionen dagegen! Infos wird es dazu in Kürze geben.
Für eine solidarische Antwort auf die Pandemie! Kapitalismus abschaffen! Die Rechten zu Boden! 

Als sich heute die autonome antifa [w] auflöste, war die Bestürzung und der Schrecken in manchen Rückmeldungen nicht zu übersehen. Wir verstehen, dass es erst mal wie die Kapitulation linksradikaler Antifastrukturen aussehen mag. Wer den Text jedoch aufmerksam gelesen hat, weiß: sowohl die Genoss:innen als Einzelpersonen, als auch dieser Account und die daran hängenden Strukturen gehen nicht verloren. Die Socialmedia Accounts werden bereits seit einem Jahr von der autonomen antifa [w] und der AG Antifa der Plattform Radikale Linke geteilt. Die Zusammenarbeit wurde immer intensiver und wir sind näher zusammengerückt. Von nun an, bespielen also wir, die AG Antifa, die Accounts. Die Plattform Radikale Linke arbeitet in unterschiedlichen Arbeitsgruppen, schaut z.B. bei den Genoss:innen der AG Feministischer Streik Wien vorbei.
Was eine allgemeine Reaktion jedoch auch gezeigt hat: Die Serviceleistung, die die autonome antifa [w] in der österreichischen Linken teilweise erbracht hat. Es sollte nicht von einer einzelnen Gruppe abhängen, dass linksradikale Antifapolitik vorangeht: Organisiert euch, bildet Banden, macht dies in antikapitalistischen Zusammenhängen! Schreibt uns gerne, wenn ihr Fragen habt wie ihr euch in der Plattform Radikale Linke organisieren könnt. Es wird in Zukunft noch viele Anlässe geben gemeinsam auf die Straße zu gehen: Lasst uns zusammenwachsen und eine breite, linksradikale Antwort auf die Verhältnisse finden!

Nach 12-jährigem Bestehen haben wir innerhalb des zurückliegenden Jahres den Entschluss gefasst, das Kapitel der Politgruppe autonome antifa [w] zu schließen. Was uns von den 12 Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist – vor allen Dingen jedoch, was uns zu dem Entschluss der Auflösung bewegt hat – könnt ihr im folgenden Text nachlesen.

Um es gleich in aller Deutlichkeit allen Faschos vorwegzunehmen: Dieser Text ist selbstverständlich keinesfalls als Ende linksradikaler (Antifa-)Politik in Wien zu verstehen. Zu zahlreich sind die Gruppen und Zusammenhänge, die sich menschenverachtender Ideologie entgegenstellen – und in denen wir als Einzelpersonen weiterhin aktiv sein werden. Es ist vielmehr das Ende des kollektiven Weges unserer Gruppe. Dabei sind wir davon überzeugt, dass die radikale Linke stärker werden muss und hoffen, dass unsere Reflexion anderen helfen kann, nicht dieselben Fehler zu machen.

TEIL I – Burschenschaften, Nazis und die Gesamtscheiße

Wir blicken auf 12 Jahre kontinuierliche politische Arbeit in unterschiedlichen Feldern mit starkem Fokus auf Antifa-Arbeit zurück. Wir haben uns 2009 als autonome antifa [w] gegründet, um der Verschlossenheit der linksradikalen Szene etwas entgegenzusetzen. Mit offenen Treffen haben wir anfangs versucht, Offenheit und Ansprechbarkeit zu vermitteln, was uns nur in Teilen gelungen ist und ein Jahr später wieder beendet werden musste. Den Spagat zwischen einer offenen linksradikalen Gruppe und Sicherheitsbedürfnissen zu schaffen ist schwierig und mit Widersprüchen durchzogen, die wir zunächst nicht auflösen konnten. Als erfolgreiches Projekt dieser Anfangszeit ist jedoch das Antifa Café zu verzeichnen, das bereits seit einigen Jahren nicht mehr nur von uns als autonome antifa [w] ausgerichtet wird, sondern von der Plattform Radikale Linke übernommen wurde und unsere Auflösung überdauern wird. Das Antifa Café bot und bietet nach wie vor die Möglichkeit, sich inhaltlich auszutauschen, Themenbereiche zu erschließen, die über klassische Antifa-Arbeit hinausweisen, und Argumente zu schärfen.
Zudem war es uns von Beginn an ein Anliegen, Antifa als Aktionsfeld mit antikapitalistischer Gesellschaftskritik zu untermauern, was uns 2010 zum Beitritt zum kommunistischen …umsGanze!-Bündnis bewegte. Das Bündnis mobilisierte mehrmals zu massenhaften Protesten wie Gipfeltreffen oder der EZB-Eröffnung 2015 in Frankfurt, um eine linksradikale Perspektive in oftmals verkürzt kapitalismus- bzw. gar konsumkritische Agitationen zu eröffnen. Dem Beitritt zu …umsGanze! haben wir auch eine europaweite Vernetzung durch die Plattform Beyond Europe zu verdanken, die ihre Highs und Lows zu verzeichnen hat, aber aus unserer Sicht nach wie vor viel Potential in sich trägt.

Als einzige nicht bundesdeutsche Gruppe hatten wir im …umsGanze!-Bündnis immer schon eine Sonderrolle und nicht alle Debatten und Diskurse ließen sich auf die politische Situation in Österreich übertragen. Dennoch hat uns die Zusammenarbeit mit den Genoss:innen in unserer Praxis und Theorie immer gefordert und unsere Inhalte geschärft. Gemeinsam mit …umsGanze!, dem NOWKR-Bündnis und der „Offensive gegen Rechts“ haben wir schließlich einige Jahre lang die Proteste gegen den damaligen Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) organisiert und den Schrecken des rechtsextremen Vernetzungstreffens in die Öffentlichkeit gezerrt. Begleitet von viel Repression konnte man jährlich mal mehr, mal weniger Erfolge erzielen, bis zu 10.000 Antifaschist:innen aus dem In- und Ausland mobilisieren und für eine große mediale Debatte sorgen. Die Öffentlichkeit empörte sich über den gewaltvollen Charakter der Demonstrationen, über unseren offenen Umgang mit unserem Hass auf Nazis und die Verhältnisse, während tausende Faschist:innen in der Wiener Hofburg tanzten, feierten und sich vernetzten. Die Mobilisierungen hatten zur Folge, dass der WKR den Ball nicht mehr ausrichten durfte, was die Veranstaltung an sich jedoch leider nicht verhinderte. Die Wiener Landesgruppe der FPÖ sprang in die Bresche und richtete von nun an den sogenannten „Akademikerball“ als Ersatz aus. Anderer Name, selbe Scheiße. Der Repressionsapparat ließ auch nicht lange auf sich warten: Das NOWKR-Bündnis sah sich 2014 mit Ermittlungen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung konfrontiert, welche letztlich ins Leere führen mussten, so lächerlich und unhaltbar waren die Vorwürfe. Im Jahr 2015 mobilisierte das Bündnis schließlich ein letztes Mal gegen den Akademikerball und löste sich anschließend auf. Die Gründe dafür können hier nachgelesen werden: http://nowkr.at/.

Feind:innenbilder im Wandel der Zeit

Als autonome antifa [w] haben wir stets versucht, zu allen Spektren der extremen Rechten zu arbeiten. Durch die starke Anbindung an die Uni lag unser Fokus zunächst bei Burschenschaften und ihren Umtrieben in der Stadt. Mit der Entstehung unterschiedlicher rechtsextremer bis neonazistischer Strukturen sahen wir uns gezwungen, ihren Mobilisierungen und Aktionen auf der Straße etwas entgegenzusetzen. Mit unterschiedlichen Mitteln versuchten wir stets, ihre Aufmärsche zu verhindern, was teilweise auch von Erfolgen begleitet war. Der Misserfolg des österreichischen Pegida-Ablegers ist einer Mischung aus konsequentem Antifaschismus auf der Straße und der Inkompetenz der traurigen Führungsfiguren der Rassist:innen zu verdanken. Die großen Aufmärsche der „Identitären“ mit internationaler, neofaschistischer Mobilisierung konnten wiederholt verhindert werden. Die Mobilisierungen der Gruppe in Wien wurden weniger und sie mussten vermehrt auf andere Städte ausweichen. Zeitweise lagen die sogenannten „Identitären“ am Boden und versanken zunehmend in der Bedeutungslosigkeit – nach 2015 war es ihnen trotz rassistischen Rückenwinds nicht gelungen, eine tatsächliche Bewegung zu formen, geschweige denn ihr Mobilisierungspotential nachhaltig auf die Straße zu tragen. Aktuell kann beobachtet werden, dass die „Identitären“ erneut versuchen, sich an die Spitze einer reaktionären Formierung in Österreich zu setzen. Allerdings diesmal – im Kontext der Corona-Demos – klar als rechtsextrem in den Medien gekennzeichnet und offen Seite an Seite mit dem weitaus größeren rechtsextremen Problem Österreichs: der FPÖ.

Das Jahr 2015 und der sogenannte „Sommer der Migration“ stellten uns vor neue Herausforderungen. In der Vernetzungsarbeit mit Betroffenen und antirassistischen Strukturen waren wir von Beginn an nachlässig. Gleichzeitig sahen wir uns unzähligen rassistischen Mobilisierungen gegenüber, denen man nur mehr hinterherrennen konnte. Als Erfolg zählen wir die antirassistische Mobilisierung nach Spielfeld, die wir in Zusammenarbeit mit anderen Strukturen auf die Beine stellten. Während einige hundert Faschist:innen an der Grenze zu Slowenien aufmarschierten und sich als Grenzwächter:innen inszenierten, konnten wir mit vier Bussen aus Wien zum Gegenprotest beisteuern. Nachdem der Aufmarsch kurzzeitig gestoppt wurde, mussten die angereisten Nazis feststellen, dass über 80 ihrer Autos schlagkräftig von Antifaschist:innen kommentiert wurden. Dennoch kann der Erfolg der antifaschistischen Aktionen in und um Spielfeld nicht darüber hinwegtäuschen, dass der allgemeinen rassistischen Stimmung und den unzähligen faschistischen Mobilisierungen nachhaltig kaum etwas entgegenzusetzen war – zumindest als kleine, schlecht zugängliche linksradikale Szene. Auch die FPÖ sowie der rassistische Grundkonsens der österreichischen Mehrheitsgesellschaft sind für eine einzelne Antifagruppe kaum zu bearbeitende Gegner:innen. Unsere Erfahrungen im Jahr 2015 führten uns in weiterer Folge zu dem Entschluss, eine größere linksradikale, österreichweite Vernetzung anzustoßen. Das Projekt der Plattform Radikale Linke wurde entwickelt und versucht, in die Tat umzusetzen. Leider scheiterte der Versuch einer österreichweiten Vernetzung rasch – einzig in Wien konnten wir das Konzept umsetzen und linksradikale Politik bis heute mit unseren Genoss:innen bündeln.

Eine weitere Konsequenz aus dem Ohnmachtsgefühl gegenüber einer rassistischen Hegemonie war es, ab 2015 kleinere öffentlichkeitswirksame Aktionen durchzuführen. Beispielsweise blockierten wir 2016 die Wiener Ringstraße (eine der größten und meistbefahrenen Straßen der Stadt), um auf das mörderische Grenzregime aufmerksam zu machen. Durch die mediale Begleitung auf Social-Media-Plattformen konnten wir durch eine einfache Aktion, die nicht von vielen Personen durchgeführt werden musste, für relativ großes Aufsehen sorgen. Zu den medial wirksamen Aktionen dieser Episode kann sicherlich auch die Enthüllung des Transparents „Österreich du Nazi!“ auf dem Heldenplatz nach der Bundespräsidentenwahl 2016 verstanden werden, das entlarvenderweise nicht nur Herbert Kickl, sondern auch weite Teile des linksliberalen Bürgertums in Erregung versetzte.[1]

Kritisch zu betrachten ist das Fehlen eigenständiger feministischer Schwerpunkte bzw. Mobilisierungen bis zum Jahr 2017. „Make Feminism A Threat Again“ war unsere erste eigenständige Mobilisierung zum feministischen Kampftag am 8. März und legte den inhaltlichen Fokus auf materialistische Zugänge innerhalb feministischer Debatten.[2]
Im selben Jahr noch haben wir gemeinsam mit der Plattform Radikale Linke gegen die Angelobung der FPÖ-ÖVP-Regierung mobilisiert, welche letztlich im Dezember 2017 stattfand und relativ große Proteste sowie die Wiederauferstehung der Donnerstagsdemos mit sich brachte.[3] Doch auch im Vergleich zu den Protesten anlässlich der schwarz-blauen Regierungsbildung im Jahr 2000 zeigte sich die zunehmende Akzeptanz rechtsextremer Ideologie bis ins linksliberale Spektrum.

In unseren letzten Jahren gab es noch vereinzelte Aktionen und Mobilisierungen, die positiv hervorzuheben wären, so z.B. der Exportschlager „Nazis Abschirmen“ 2018, der von vielen Antifas aus unterschiedlichen Städten erfolgreich übernommen wurde.[4] Oder auch unsere Mobilisierung am 1. Mai 2019 zur damals 20 Jahre zurückliegenden Ermordung Marcus Omofumas durch die Wiener Polizei.[5] Zwei Mobilisierungen, die uns als Gruppe nochmal zusammenwachsen ließen, waren zum einen die antifaschistischen Auseinandersetzungen an der Universität Wien rund um den rechtsextremen Professor Lothar Höbelt Anfang 2020, als Faschist:innen kläglich versuchten, die Uni für sich zu vereinnahmen.[6] Zum anderen die Geschehnisse in Favoriten (10. Wiener Gemeindebezirk) im Sommer 2020, als im Juni eine feministische Kundgebung sowie das örtliche Autonome Zentrum (EKH) von türkischen Faschist:innen angegriffen wurden, was tagelange Mobilisierungen und physische Auseinandersetzungen im Bezirk nach sich zog und uns im Nachhinein zum Versuch einer differenzierten analytischen Aufarbeitung veranlasste.[7]

Hervorzuheben ist, dass insbesondere in den letzten Jahren alle Mobilisierungen niemals nur von uns alleine ausgingen. Wir waren und sind unseren Genoss:innen, mit denen uns teils jahrelange gemeinsame Kämpfe verbinden, dankbar für die gemeinsame Zusammenarbeit. Bis heute waren und sind wir nicht die einzige linksradikale (Antifa-)Gruppe Wiens. Neben der Plattform Radikale Linke bildeten und bilden sich immer wieder autonome Zusammenhänge und Bezugsgruppen, die ebenso an Planung und Durchführung von Aktionen beteiligt waren und sind.
Unser politisches Engagement hat sich in den vergangenen Jahren auch weiter in die Plattform Radikale Linke verlagert. Die Erfahrung zeigt, dass die kleingruppenübergreifende Vernetzung nicht nur dem Erfahrungsaustausch dient, sondern sich so auch größere Projekte, beispielsweise in feministischen und antifaschistischen Kämpfen, besser realisieren lassen.

Die autonome antifa [w] war jedoch über weite Strecken ihres eigenen Daseins auch immer wieder Projektionsfläche für kontroverse politische Debatten. So handelte uns unsere klare Positionsbestimmung gegen jeden Antisemitismus den Ruf ein, eine „antideutsche“ Gruppe zu sein, während sich die Wiener Antideutschen an unseren antinationalen Standpunkten abarbeiteten.
Als auf Social-Media stark wahrgenommene Gruppe im deutschsprachigen Raum hat sich an dieser Rolle im Allgemeinen wenig geändert. Im Speziellen zeigte sich dies an Anfeindungen unserer materialistischen Kritik aus Kreisen, die vermehrt Identität und Betroffenheit in den Vordergrund ihres eigenen Engagements rücken. Leider haben wir es nicht (mehr) geschafft, uns theoretisch ausführlicher mit dieser Kritik auseinanderzusetzen, ein eigenes Positionspapier zu dieser Konfliktlinie zu veröffentlichen und unsere eigenen Positionen im Zuge dessen systematisch zu reflektieren.

TEIL II – Neoliberales Teambuilding, Afterwork Beer und Burnout

Die Auflösung der Gruppe geschieht logischerweise nicht aus heiterem Himmel oder aus einer Laune heraus, sondern hat sich – wenn wir ehrlich sind – schon längere Zeit angekündigt. Allein die zähe Arbeit an diesem Auflösungstext, die sich über viel zu lange Zeit hinweg zog, lässt diese Entscheidung definitiv als die richtige erscheinen. An dieser Stelle wollen wir einen Einblick geben, woran es letztlich gelegen hat, dass es uns als der richtige Schritt erscheint, das Kapitel „afa [w]“ für beendet zu erklären. Wir wollen dadurch zum einen selbst unsere Politik- und Umgangsformen der letzten knapp 12 Jahre kritisch hinterfragen, zum anderen gemachte Erfahrungen zugänglich machen.

We’re the cool kids on the block

Insbesondere in den ersten zwei Dritteln unseres Bestehens gefielen wir uns innerhalb der linken und linksradikalen Szene als unbeliebte Stänkerin, die mit markig-selbstverliebten Sprüchen den Finger in die Wunde legte, wo es ihr wichtig erschien. Konkret sichtbar wurde dies der Wiener Linken beispielsweise durch die Verteilung von Texten bei der Aufbruch-Konferenz[8] oder dem Text in Richtung Besetzer:innenmilieu[9]. Unser Anspruch an uns selbst, bloß nicht in reformistische Politik abzugleiten, sondern eine tiefgreifende Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse in den Vordergrund zu stellen, führte zur Ausformung einer ganz bestimmten Gruppenidentität: Dieses Dasein lässt sich in einem Spannungsfeld zwischen der Selbstdarstellung als permanent marginalisierte und isolierte Position einerseits und andererseits als wichtige Stichwortgeberin und Initiatorin begreifen. Marginalisiert, weil man sich kaum Mühe gab, mit seiner Kritik tatsächlich auf breites Verständnis innerhalb der Wiener Linken zu treffen. Gleichzeitig konnte einem kleinen Teil – maßgeblich der uni-nahen linksradikalen Szene – Debattenanstöße geben werden, an denen sich in weiterer Folge abgearbeitet wurde. Jedoch führte dieser Rollenbezug dazu, nach außen in den allermeisten Fällen beinahe misstrauisch all jene Aktionen oder Politikformen zu beäugen, die nicht ganz genau unserem Geschmack entsprachen; zugleich ergab sich daraus auch ein ständiger Rechtfertigungsdruck die eigenen Positionen betreffend. Eine Gruppe, die ständig andere Positionen angreift, zementiert diese Meinung nach außen hin fest. Nur so ließ sich für die einzelnen Genoss:innen die immer wieder Unmut auslösende Haltung auch im Alltag behaupten und gleichzeitig die eigene Analyse in der Szene wirklich stark verankern. Mit sich brachte dies jedoch eine „Parteimeinung“, eine dicke Haut, die die Gruppe sich selbst über die Jahre aneignete. Gleichzeitiger Emporkömmling einer solch harten Weise, einen linken Diskurs zu führen, sind Konkurrenzgedanken anderen Teilen der Szene gegenüber. Einer wirklichen Debatte auf Augenhöhe mit anderen linken Strukturen stand diese Haltung tendenziell im Weg.

Ein solch hartes Auftreten gegen Kritik nach außen hinterlässt zwangsweise auch im Inneren bei den einzelnen ihre Spuren. Zum einen bestärkt sich eine Gruppe, die sich äußerer Kritik verstärkt ausgesetzt sieht, nach innen in ihrer eigenen Haltung. Zum anderen hält ein derartiger sozialer Zusammenschluss interne Widersprüche schwer aus. So wurde Kritik innerhalb der Gruppe z.T. heftig entgegengetreten – konnte fast als Verrat wahrgenommen werden –, was einer tatsächlich lebendigen Debatte (die durchaus hart in der Sache geführt werden kann) in einigen Situationen im Weg stand. Nicht nur eine inhaltliche Selbstkritik wurde durch diese Dynamik erschwert, auch mackriges Verhalten innerhalb der Gruppe wurde so intern kaum thematisiert.

Antifa GmbH – oder: wie gut sich blind die herrschenden Zustände reproduzieren lassen

Ganz grundsätzlich kann die autonome antifa [w] während weiter Teile ihres eigenen Wirkens auf einer Form-Ebene als quasi professionalisiert bezeichnet werden: Explizit wurde sich sehr früh dazu entschieden, dezidiert kein Freund:innenkreis zu sein. Es sollte politisch, der gemeinsamen Sache wegen, zusammengearbeitet werden. Ein Auseinanderbrechen der Struktur – und damit ein Wegfall der eigenen Arbeitsfähigkeit – aufgrund von Loyalitäts- bzw. Beziehungskonflikten jeglicher Art sollte es mit uns nicht geben. Als Genoss:innen ging man zum Plenum, holte sich die ToDos, und arbeitete diese möglichst effizient über die nächsten Tage ab. Als Genoss:innen ging man so zwar auch zum gemeinsamen Biertrinken danach – die Beziehungen innerhalb der Gruppe ähnelten nichtsdestotrotz in weiten Teilen eher denen von Arbeitskolleg:innen, die sich in ihrem Arbeitsverhältnis eben so sehr verstehen, dass die meisten auf ein gemeinsames Bier danach noch Lust haben. Klar gab und gibt es Freund:innenschaften, auch Freund:innenkreise innerhalb der Struktur; eine gruppeninterne, gemeinsame soziale Verantwortung, der sich jede:r verpflichtet gesehen hätte, existierte aufgrund des fragwürdigen Verständnisses von Genoss:innenschaft jedoch nie. Zwar hat unsere Organisationsform zu einem tatsächlich recht hohen Output geführt – die Bearbeitung der eigenen und kollektiven Emotionen sowie sich über die politische Zusammenarbeit hinaus umeinander zu kümmern, wurde dabei jedoch verlässlich ins „Private“ ausgelagert. Dass diese Auslagerung emotionaler Arbeit letztendlich bedeutete, dass sie vor allem von Frauen bzw. FLINTA-Personen erledigt wurde und sich die (cis-)Typen entspannt zurücklehnen konnten, wurde ausgeblendet.

Eine Folge dieses politischen Irrwegs war es, dass das „Buddy-System“, in dem es darum gehen sollte, neue Genoss:innen in die eigenen Strukturen einzuführen und eine Ansprechperson an die Seite zu stellen, um Sorgen, Unklarheiten und Ängste thematisieren zu können, konsequent äußerst lückenhaft umgesetzt wurde. Andere Beispiele waren die blinde Voraussetzung, dass neue Genoss:innen vor Aktionen sowieso schon wüssten, was auf sie zukommt, wie sie sich verhalten müssten etc. „Wer zur afa [w] kommt, muss ja schließlich schon fehlerlose:r Expert:in sein“, scheint hier der dahinterliegende Gedanke gewesen zu sein. Diese „gespielte Perfektion“ endete in völlig ungenügenden Vor- und Nachbereitungen von Demos, Aktionen und Bezugsgruppen („Wir wissen ja eh, wie wir tun“) und führte notwendigerweise zu Überforderung, Unsicherheit und Einschränkung von Aktionsfreudigkeit.
Auch im Umgang mit Repression wurde möglichst rational vorgegangen: Natürlich wurde allen Betroffenen alle materielle und politische Unterstützung entgegengebracht, die notwendig war. Emotionen, Ängste und Bedürfnisse der Betroffenen wurden jedoch nur sehr begrenzt wahrgenommen und dabei die „rationale“ Sichtweise, die die Gruppe selbst durch ihren Umgang produzierte, auch von den Betroffenen implizit und teils auch explizit eingefordert.

Und so reproduzierte unsere Gruppe, im festen Glauben daran, kritisch der eigenen Szene und unversöhnlich den herrschenden Zuständen gegenüber zu agieren, verlässlich die Organisationsform, die sie doch mit am meisten verachtete (und auf die sie spöttelnd herabblickte): die hippe (Polit-)Agentur im Spätkapitalismus. Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und gemeinsames After-Work-Beer inklusive. Polemisch ausgedrückt war und ist, wer die Organisierungsform in der autonomen antifa [w] erfolgreich überstanden hat, für den Arbeitsmarkt perfekt vorbereitet: Angeeignet wurden sich Konkurrenzfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Teamfähigkeit, Organisierungskompetenz, Leistungsfähigkeit, projektförmiges Arbeiten (Kampagnenarbeit), Kreativität, die Akzeptanz einer nicht vorhandenen Trennung von Arbeit und Freizeit sowie das in Kauf nehmen schlechter (keiner) Bezahlung.

Ein Auslagern emotionaler Arbeit ins „Private“ führte auch zu dem Phänomen, dass immer wieder Genoss:innen „auf Pause“ gingen – sich also für eine bestimmte Zeit aus der aktiven Politarbeit verabschiedeten, weil sie dem Workload, der kollektiv von ihnen erwartet wurde, nicht mehr gerecht wurden oder zumindest glaubten, dass dies so sei. In weiterer Folge spielten die Personen „auf Pause“ kollektiv auch keine Rolle mehr – es sein denn, sie meldeten sich am Plenum zurück und nahmen wieder aktiv an der Polit-Arbeit teil. Im Vordergrund stand für die Gruppe also nie sich so zu organisieren, dass der immanente Leistungsdruck des Kapitalismus mit politischer Arbeit vereint werden kann. Im Vordergrund standen die Leistungsfähigkeit und der Output der Gruppe nach außen bei gleichzeitiger Austauschbarkeit derjenigen, die intern die (Polit-)Arbeit machen.
Auch der interne Umgang mit Übergriffen von Genossen spricht hier Bände: Weithin wurde (durchaus effektiv) versucht, technische Lösungen zu verfolgen. So folgte ein sofortiger Ausschluss des Täters, Unterstützung und Beteiligung in Betroffenen-, als auch Tätergruppen, sowie die umgehende Umsetzung der Wünsche der Betroffenen. Die eigenen Gefühle, der emotionale Umgang und Reflexion mit dem und über das Thema fanden keinen Raum. Vielmehr lag es auch hier wieder an den einzelnen, sich bei Vertrauenspersonen oder in Therapie Möglichkeiten des Umgangs zu suchen.

Als Einzelpersonen sind auch wir auf – leider allzu bekannte – Probleme und Grenzen linksradikaler (Szene-)Politik gestoßen. Neben einem starken Uni-Bezug stellte unser oben beschriebener „Antifa-Lifestyle“ ein inkompatibles Lebenskonzept zu den schwer zu vermeidenden Sachzwängen der Lohnarbeit und den – zumindest vermeidbaren – Verpflichtungen familiärer Natur dar. Veränderte Lebensumstände, z.B. nach dem Studium, vor allem das Wegbrechen von zeitlichen Ressourcen, stellten uns vor Herausforderungen, an denen wir als Gruppe – wie ganz grundsätzlich weite Teile der linksradikalen Szene – leider gescheitert sind. Dieser Auflösungstext, der nach unserem Geschmack viel zu kurz und sehr lückenhaft geraten ist, zeugt u.a. von diesen Problemen. Unsere individuellen, sich verändernden Lebensumstände gerade im Prozess des Älterwerdens mit dem Anspruch politisch aktiv zu sein in Einklang zu bringen, ist eine Aufgabe, für die wir in Zukunft Lösungen brauchen.

Ausblick: Die Alternativlosigkeit des Antifaschismus in der Spätmoderne

Zuletzt ist noch zu erwähnen, dass obwohl wir den politischen Weg der autonomen antifa [w] schlussendlich beendet haben, viele Einzelpersonen der linksradikalen Arbeit erhalten bleiben. Allen unseren Genoss:innen, die uns ihre Kritik zukommen ließen und allen, die uns bei unserem Prozess der Auflösung unterstützt haben, sei an dieser Stelle unser herzlichster Dank ausgesprochen!
Und um es ganz deutlich zu sagen: Dieser Text ist für Nazis und Bullen kein Anlass zum Feiern. Wir sind weiter da, wir bekämpfen euch in anderen Zusammenhängen. Für alle anderen hoffen wir, dass wir euch einen – wenn auch limitierten und unvollständigen – Einblick in unsere Arbeit und unser Scheitern geben konnten. Der Antifaschismus bleibt nach Auschwitz der notwendige Versuch, das erneute Abgleiten in die Barbarei zu verhindern. Zu dieser Notwendigkeit, und über sie hinaus, hat unsere Gruppe versucht, ihren Beitrag zu leisten.

Um es mit Herbert Marcuse zu sagen: weitermachen!

 

[1] https://autonome-antifa.net/index.php/2016/12/04/kommunismus-oder-barbarei-ein-aufruf-zum-vaterlandsverrat/

 

[2] https://autonome-antifa.net/index.php/2017/01/19/make-feminism-a-threat-again/

[3] https://autonome-antifa.net/index.php/2017/09/20/gegen-die-normalisierung-des-rechtsextremismus/

[4] https://autonome-antifa.net/index.php/2018/04/18/faschistinnen-abschirmen-erfolgreiche-aktion-gegen-die-identitaere-bewegung-in-wien/

[5] https://autonome-antifa.net/index.php/2019/04/06/demonstration-1-mai-2019-20-jahre-danach-omofuma-das-war-mord-gegen-rassistische-polizeigewalt/

[6] https://autonome-antifa.net/index.php/2020/01/07/antifaschistisch-ins-neue-jahr-gegen-rechtsextremismus-an-der-uni-wien/

[7] https://autonome-antifa.net/index.php/2020/06/29/erste-einschaetzungen-und-ueberlegungen-ueber-die-zusammenstoesse-mit-tuerkischen-faschisten-in-wien-favoriten-ende-juni-2020/

[8] https://autonome-antifa.net/index.php/2016/06/06/von-partei-sprache-und-imaginierten-freundinnen-kritik-an-der-aufbruch-konferenz/

[9] https://autonome-antifa.net/index.php/2017/04/21/ueber-das-elend-im-besetzerinnenmilieu-einige-anmerkungen-zur-vergangenen-hausbesetzung-in-wien/

Seit Monaten begleitet uns das selbe Schauspiel: Tausende Antisemit:innen, Verschwörunsgläubige, Corona-Leugner:innen, christliche Fundamentalist:innen, esoterische Halb-Faschist:innen und ihre Mitläufer:innen nehmen mit ihren Demonstrationen die Wiener Innenstadt in Beschlag, um gesellschaftliche Ressentiments in Form von konformistischen „Corona-Rebell:innen“ auf die Straße zu tragen. Weitgehend unbehelligt von der Polizei werden Journalist:innen angegriffen, Menschen rassistisch bedroht und die Jüdische Gemeinde muss ihre Mitglieder aufgrund der Bedrohungslage auffordern, zu Hause zu bleiben. Auch beim vergangenen Aufmarsch gab es dokumentierte antisemitische und rassistische Übergriffe und die extreme Rechte setzte sich wiederholt an die Spitze der Mobilisierungen: Über Stunden hinweg führten neofaschistische Identitäre den Demozug, zu dem die FPÖ aufgerufen hatte, mit ihren Bannern an. Ihnen ist es ein willkommener Anlass, um Propaganda für ihre menschenverachtenden Zwecke zu machen. Eine Strategie, die leider aufzugehen scheint. Denn auf Widerspruch stoßen sie bei den mitmarschierenden Massen dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Das häufig ins Feld geführte Argument, beim Großteil der Teilnehmenden handle es sich doch um „ganz normale Leute“ vergisst, dass es die kapitalistische Normalität ist, aus der heraus sich rechtsextremes Gedankengut entwickelt und verbreitet. Weder ist ein „normales Aussehen“ ein Ausschlussgrund für rechtsextreme Einstellungen, noch sind diese nur bei ausgemachten Nazis zu finden. 
Ideologien wie Nationalismus, Rassismus oder Antisemitismus sind weit in der Gesellschaft verbreitet und tief in ihr verankert. Sie können als teils paranoide Verarbeitungsformen der Widersprüche und Krisen des Kapitalismus verstanden werden. Sie begründen das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe durch den Ausschluss der Anderen, projizieren Ängste und liefern Feindbilder, wer für das in der Gesellschaft erfahrbare Leid schuld hat. 
Was sich an diesen Demonstrationen zusammenbraut ist brandgefährlich, und das nicht nur im Zusammenhang mit den zahlreichen Waffenfunden bei Neonazis und einer FPÖ, die sich nun vermehrt „außerparlamentarischen Aktivitäten“ gegen „Volksverräter“ widmen will, wie Michael Schnedlitz, der Generalsekretär der FPÖ bei der letzten Demonstration wissen ließ. Denn bei diesen Demonstrationen werden rechtsextreme Ideologien und antisemitische Ressentiments massenhaft normalisiert. Was die Langzeitfolgen dieser Entwicklungen sind, lässt sich nur erahnen. Aus einer emanzipatorischen Perspektive können sie aber nur als akute Bedrohung verstanden werden. 
Dabei gäbe es viel am staatlichen Corona-Management zu kritisieren, denn dieses geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen. Über 12 000 Tote hat diese Politik alleine in Österreich zu verantworten. Während alles getan wird, um die Profite des Wintertourismus zu garantieren, herrscht an Schulen und Kindergärten absolutes Chaos. Die Mehrbelastungen für FLINTAs, die sich daraus ergeben und die ohnehin den Großteil an unbezahlter Care-Arbeit stemmen müssen, spiegelt sich in den stark unterbezahlten und unterbesetzten Pflegeberufen wider. Fast wöchentlich lesen wir von Femiziden, die jedoch nur die brutalste Zuspitzung der alltäglichen patriarchalen Gewalt sind. Statt dem Thema Gewaltschutz dominieren Rassismus und Abschottungsphantasien die politische Debatte. Ganz zu Schweigen von den unerträglichen Verhältnissen in den Gefängnissen und Abschiebelagern. Psychische Erkrankungen haben während der Pandemie deutlich zugenommen, vor allem unter Kinder und Jugendlichen, die unter besonders starkem Druck stehen.
Während also Gewalt, Zwänge und Herrschaft den Alltag der meisten Menschen im Kapitalismus bestimmen, geht es bei Corona-Demos um völlig anderes. Hinter ihrem Ruf nach „Frieden“ verbirgt sich ihr Einverständnis mit den herrschenden Verhältnissen. Sie wollen nur zurück zu jenem tristen Alltagstrott aus Lohnarbeit, Freizeitbespaßung und Konsum, den sie schon immer als einzig mögliche aller Welten anerkannt haben. Ihre Forderung nach „Freiheit“ ist Ausdruck der Herrschaft der falschen Freiheit, die im Endeffekt Ohnmacht, Ausbeutung und Konkurrenz hervorbringt. 
Am 4. Dezember wollen wir als Antifaschist:innen nicht der extremen Rechten und ihren Mitläufer:innen die Straßen von Wien überlassen. Deshalb rufen wir zu einer Demonstration auf, um kollektiv, entschlossen und dynamisch dem Aufmarsch des Grauens zu begegnen und uns den öffentlichen Raum mit unseren eigenen Inhalten anzueignen. Der rechten Erzählung setzen wir Solidarität und die Möglichkeit eines Endes der organisierten Traurigkeit des Kapitalismus entgegen! Gemeinsam gegen Nazis, Staat und Kapital!
Aus Wien wird es eine gemeinsam organisierte Busanreise -Abfahrtszeit 11:30 Uhr- ins Burgenland geben. Tickets für die Busfahrt könnt ihr euch bereits vorab, unter anderem im Café Gagarin -Garnisonsgasse 24, 1090- zu den Öffnungszeiten für 15 Euro + Soli sichern. Alle weiteren Informationen zur Busanreise entnehmt ihr dem gekauften Ticket oder schreibt uns eine E-Mail an radikale-linke@riseup.net.
Am Sonntag, den 14. November ruft die „Freiheitliche Jugend Burgenland“ am Grenzübergang Deutschkreuz um 15 Uhr zu einer Kundgebung „gegen den Asylwahnsinn“ auf. Seit einigen Wochen schon spielen im Burgenland Neofaschist*innen chauvinistische Bubenspiele für Erwachsene und veranstalten eine Bürgerwehr an der Grenze zu Ungarn. Diese sogenannten „Grenzgänge“ werden von den „Identitären“ rund um Martin Sellner und Jakob Gunacker organisiert, aber auch die Jugendorganisation der FPÖ Burgenland springt auf diesen Zug hämischer Symbolpolitik auf. Nun will also die Freiheitliche Jugend am 14. November Rassist*innen aus dem rechtsextremen Milieu zur Grenze mobilisieren, um ihre Menschenverachtung zur Schau zu stellen. Mit einer Teilnahme von „Identitären“ und anderen Faschist*innen ist ebenfalls zu rechnen. 
Im Lichte des Unglücks vom 19. Oktober, als zwei Flüchtende erstickt in einem überfüllten Kleinbus an der österreichisch-ungarischen Grenze aufgefunden wurden, erscheint diese Mobilmachung um ein Vielfaches ekelhafter und voll höhnischer Verachtung. Denn es ist gerade das europäische Grenzregime, das Menschen auf der Flucht in lebensbedrohliche Situationen zwingt, die immer wieder tödlich enden. 
In den seltensten Fällen sind es aber Neonazis und Rechtsextreme, die versuchen Flüchtende an einem Grenzübertritt zu hindern. Meist sind es Frontex-Beamt*innen, Polizist*innen, das Bundesheer oder die Küstenwache, die flüchtende Menschen mit ihrem „Grenzmanagement“ unmittelbar in Lebensgefahr bringen. Dieses gewaltvolle Zurückdrängen von Menschen in einem Grenzgebiet wird als Push-Back bezeichnet. Ob auf dem Mittelmeer oder in den Wäldern Osteuropas, solche Push-Backs sind im Zusammenhang mit dem europäischen Grenzregime leider nichts neues. Diese Praxis wird auch in Österreich angewandt. Diese Maßnahmen verstoßen gegen die Europäischen Menschenrechtskonventionen. Sie sind somit völkerrechtswidrig. Das europäische Grenzregime kostete schon tausenden Menschen das Leben, viele sitzen in menschenunwürdigen und lebensbedrohlichen Situationen fest, werden monate- oder oft jahrelang in Lagern ohne rechtliche Grundlage festgehalten, werden von Grenzbeamt*innen misshandelt und geschlagen oder müssen im Winter in Zeltstätten ohne ausreichende Lebensmittel oder medizinische Versorgung ausharren. Ein militarisiertes System aus Stacheldrahtzäunen, Wärmebildkameras, Drohnen, Pfefferspray-Kanonen, Gummigeschossen und bewaffneten Spezialeinheiten führt Krieg gegen Menschen, die sich woanders ein besseres oder zumindest sichereres Leben erhoffen. 
Dieses System der Unmenschlichkeit ist den rechtsextremen Menschenfeinden jedoch noch nicht genug. Für uns ist ihr Versuch, eine Kundgebung am 14. November an den burgenländischen Grenze abzuhalten, jedoch Anlass, um gegen die Festung Europa und ihre Fans auf die Straße zu gehen! Für eine fabelhafte Welt ohne Grenzen und Staaten!
[english below]

Rouvikonas, eine anarchistische Gruppe aus Athen, versucht sich schon seit mehreren Jahren durch direkte Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und solidarische Arbeit an sozialen Kämpfen zu beteiligen. Ein Mitglied wird über die politische Lage in Griechenland und die soziale Bewegung sprechen sowie Rouvikonas in diesem repressiven Umfeld und den Kämpfen dagegen verorten. Noch vorher soll ein Ausschnitt über die Gruppe aus dem Film L’Amour et la Révolution (Love and Revolution) gezeigt werden, der verschiedene selbstverwaltete Projekte und politische Gruppen in Griechenland aus dem Jahr 2018 darstellen wird.

Das Gespräch wird auf Englisch stattfinden. Anschließend wird es Zeit geben bei Getränken den Abend in entspannter Atmosphäre gemeinsam zu verbringen. Bitte beachtet die Covid-Maßnahmen, kommt geimpft und lasst euch nach Möglichkeit noch vorher testen.

Am Abend können außerdem Spenden gegen die Repression von Rouvikonas abgegeben werden. Diese können auch bis zum 31. Oktober auf das Konto der Roten Hilfe Wien überwiesen werden:
Rote Hilfe Wien
IBAN: AT46 6000 0103 1036 9883
BIC: BAWAATWW
Überweisungszweck: Athen

Antifa Cafe: Social struggles in Greece with a member of anarchist group Rouvikonas

Thursday, 4.11, 19.00. Write us an e-mail to radikale-linke@riseup.net for the place the Anifa Cafe will take place that evening.

Rouvikonas, an anarchist group from Athens, tries since some years to contribute to the social struggle by direct actions with high medial attention and solidarity work. One member will speak about the political situation in Greece as well as the social movement. Also, he will locate Rouvikonas in this repressive environment and the struggles against it. Additionally, a sequence about Rouvikonas of the Film L’Amour et la Révolution (Love and Revolution) will be shown. This film from 2018 shows multiple selforganized projects and political groups in Greece.

The talk will be in English. Afterwards there will be time and possibility to have a drink together. Please note the Covid-measures, come vaccinated and if possible tested too.

Donations can be made against the repression Rouvikonas is facing at the evening or via bank transfer until 31st of October to the account of Rote Hilfe Wien:
Rote Hilfe Wien
IBAN: AT46 6000 0103 1036 9883
BIC: BAWAATWW
Reference: Athen

Diese ist der Grund, warum Kärnten heute in dieser Form und mit diesen Grenzen überhaupt existiert. Der Grenzkonflikt nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie wird in der deutschnationalen Kärntner Ideologie als „Abwehrkampf gegen den slawischen Aggressor“ mystifiziert, den man für die „großdeutsche Zukunft“ führen wollte. Das „Ja zu A“ -dem südlichen Abstimmungsgebiet- bei der Volksabstimmung habe gezeigt, dass dieses Land ein Deutsches sei. Somit wurde mit der „Kärntner Einheit“ eine deutsche Volksgemeinschaft etabliert, die alles ausschließt oder „germanisieren“ will, was nicht in dieses identitäre Bild passt. Nach der „Volksabstimmung“ setzte sich die Kärntner Landesregierung das Ziel, die slowenische Volksgruppe vollständig zu assimilieren bzw. sogar zu eliminieren. Es kam zu bewaffneten Übergriffen aufgebrachter Deutschkärntner auf Angehörige der slowenischen Minderheit; vor allem auf jene, die für Jugoslawien gestimmt hatten. Den Höhepunkt erreichte dieses völkische Projekt in der Deportation von 917 slowenischsprachigen Menschen in deutsche Arbeitslager während des Nationalsozialismus, der dementsprechend den 10. Oktobererstmals zum Landesfeiertag erklärte. Und auch nach dem Nationalsozialismus galten die Feiern zum 10. Oktober als Höhepunkte deutschnationaler Mobilisierungen.

Auch heuer finden am 10. Oktober im ganzen Land deutschnationale Gedenkfeiern statt, die meist vom Kärntner Abwehrkämpferbund (KAB) organisiert werden und auf dessen Sympathisanten ausgerichtet sind. Der Kärntner Abwehrkämpferbund steht in totaler Frontstellung zur slowenischsprachigen Minderheit und wird im Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus als rechtsextreme Vorfeldorganisation bezeichnet. Es sind auch fast ausschließlich deutschnationale bis rechtsextreme Organisationen, deren Tafeln die „Stätte der Kärntner Einheit“ im Klagenfurter Landhaushof, dem Sitz des Kärntner Landtags, „zieren“: Neben dem KAB finden sich dort Tafeln der Ulrichsberggemeinschaft oder des Kärntner Heimatdienstes.

Die kollektive und öffentliche Erinnerung in Kärnten setzt beim Gedenken an den „Abwehrkampf“, sprich an den Kampf um die „deutsche“ Südgrenze an, macht einen großen Bogen um den Nationalsozialismus und setzt erst wieder bei der Legende von der Selbstbefreiung Kärntens ein. Der sogenannte „Abwehrkampf“ wirkt als ein Code, mit dem auf den Nazifaschismus, oder zumindest seine Anfänge, positiv Bezug genommen werden kann. Dieser Konnex wurde auch öfters bei den Gedenkfeierlichkeiten sichtbar, wenn beispielsweise „Abwehrkämpfer“ mit SS-Sprüchen auf ihren Fahnen auftauchen.

Bis heute ist der Deutschnationalismus das hegemoniale Prinzip in der Kärntner Politik, auch wenn die Landesregierung sich eine Konsensgruppe hält, sich als Verschönerungsverein betätigt und slowenische Gesangschöre zu Ehren der Südgrenze jubilieren lässt. Grenzfeiern bringen immer den Ausschluss des „Anderen“ hervor, daran können Brücken- und EU-Phrasen rein gar nichts ändern.

Am 10. Oktober gibt es nichts zu feiern. Unser Feiertag ist der 8. Mai, der Tag der Befreiung vom Nazifaschismus.

Gegen nationale Opfermythen und Deutschtümelei! Für eine solidarische Gesellschaft ohne Herrschaft und Ausschluss!

SMRT FAŠIZMU!!

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Demonstracija: 10. oktober 13:00 glavni kolodvor Celovec – ni vzroka za praznovanje! Za antifašistični konsenz na Koroškem.

10. oktobra 2021 se ponovnno praznuje obletnico koroškega plebiscita, ki je potegnil dananšnje meje avstrijske Koroške. Konflikt glede poteka meje po razpadu Avstro-ogrske monarhije velja nemškonacionalni ideologiji na Koroškem kot »upiranje slovanskemu agresorju«, ki da je bilo potrebno za velikonemško bodočnost deželo. »Da k A« (južno plebiscitno ozemlje) pri plebiscitu naj bi pokazal, da je dežela nemška. Tako so z »eno in nedeljeno Koroško« osnovali nemško »Volksgemeinschaft«, ki izključuje in germanizira, kar ne paše v to »koroško identiteto«. Po plebiscitu je bil jasen cilj deželne vlade, asimilirati oziroma eliminirati slovensko manjšino. Prišlo je tudi do oboroženih napadov razburjenih nemških Korošcev na pripadnice*ke slovenske manjšine; predvsem pa na tiste, ki so glasovale*i za Jugoslavijo. Višek te nemškonacionalne ideje je bil izgon 917 slovensko govorečih oseb na prisilno delo, v delovna in koncentracijska taborišča Hitlerjeve Nemčije. Prav za časa nacionalsocializma je 10. oktober postal deželni praznik. In tudi po vojni so bile proslave iz leta v leto višek nemškonacionalne mobilizacije.

Tudi letos potekajo po celi deželi nemškonacionalne spominske slovesnosti. Prireja jih predvsem tako imenovani „Kärntner Abwehrkämpferbund“ (KAB). To društvo ima sovražen odnos do slovenske manjšine, zato ga ocenjujejo v priročniku Avstrijskega dokumentacijskega arhiva kot organizacijo avstrijskega desnega ekstremizma.
Celo v javnem prostoru so prisotne prav te nemškonacionalne in desne ekstremistične skupine. Do danes »krasijo« table teh organizacij – KAB-a, Ulrichsberggemeinschaft, Kärntner Heimatdienst-a – obeležje v celovškem Landhaushof-u, tako imenovano »Stätte der Kärntner Einheit« (Mesto koroške enotnosti).

Kolektivno in javno spominjanje na Koroškem se izogiba določenih poglavij koroške zgodovine. Spomin velja »obrambnem boju«, se pravi boju za »nemško« južno mejo. V velikem loku nato obide nacionalsocializem in se nadaljuje šele pri legendi o »samoosvoboditvi« Koroške. Tako imenovani »obrambni boj« je kod, ki omogoča pozitivno navezovanje na nacionalsocializem oz. vsaj na njegove zarodke. To navezovanje je bilo mogoče zaznati tudi na spominskih proslavah, kjer so še pred nedavnim bile razstavljene tudi zastave z esesovskimi parolami.

Do danes je nemški nacionalizem hegemonialni princip koroške politike, četudi vzdržuje deželna vlada konsenzno skupino, se prezentira kot polepševalno društvo in vabi slovenske pevske zbore, da zapojejo pri proslavah v čast južne meje. Proslavjanje meja vedno povzroča izključitev »drugih«, in nobena fraza o mostovih in evropski skupnosti tega ne more prikriti.

10. oktober ni vzrok za praznovanja. Naš dan za praznovanja je 8. maj, dan osvoboditve izpod nacifašizma.

Proti nacionalnim mitom in nemškemu nacionalizmu! Za solidarno družbo brez oblasti in izključitve!

SMRT FAŠIZMU!!

Seit über anderthalb Jahren bestimmt die Corona-Pandemie unser Leben. Sie hat die gesellschaftlichen Widersprüche noch deutlicher offenbart und die soziale Ungleichheit verschärft, in Österreich und weltweit. Regierung und AMS drohen Arbeitslosen mit weiteren Verschärfungen und der Streichung von Geldern. Während alles getan wird, um die Profite des Wintertourismus zu garantieren, herrscht an Schulen und Kindergärten absolutes Chaos. Die Mehrbelastungen für FLINTAs, die sich daraus ergeben und die ohnehin den Großteil an unbezahlter Care-Arbeit stemmen müssen, spiegelt sich in den stark unterbezahlten und unterbesetzten Pflegeberufen wider. Fast wöchentlich lesen wir von Femiziden, die jedoch nur die brutalste Zuspitzung der alltäglichen patriarchalen Gewalt sind. Statt dem Thema Gewaltschutz dominieren Rassismus und Abschiebephantasien die politische Debatte. Ganz zu Schweigen von den unerträglichen Verhältnissen in den Gefängnissen und Abschiebelagern. Psychische Erkrankungen haben während der Pandemie deutlich zugenommen, vor allem unter Kinder und Jugendlichen, die unter besonders starkem Druck stehen. Die Nachtgastronomie hat wieder geöffnet und die vergangenen Polizeieinsätze am Karlsplatz und am Donaukanal lassen keinen Zweifel offen, dass Partys erneut ausschließlich unter kommerziellen Bedingungen abzuhalten sind. 
Während  also Gewalt, Zwänge und Herrschaft den Alltag der meisten Menschen im Kapitalismus bestimmen, geht es bei den nach der Sommerpause wieder anlaufenden Corona-Demos um völlig anderes. In einer unheiligen Allianz marschieren Neonazis Seite an Seite neben abgehalfterten Rechts-Politikern, Schlagersängern, christlichen Fundamentalist:innen, esoterisch-bewegten Halbfaschist:innen und wild gewordenen Kleinbürger:innen. Der Kern der Organisator:innen besteht aus einem (strukturell) antisemitischen Milieu von Verschwörungsgläubigen. 
In ihrer Programmatik geht es auch schon längst nicht mehr um eine Kritik an den Folgen der Corona-Krise. Hinter ihrem Ruf nach „Frieden“ verbirgt sich ihr Einverständnis mit den herrschenden Verhältnissen. Sie wollen nur zurück zu jenem tristen Alltagstrott aus Lohnarbeit, Freizeitbespaßung und Konsum, den sie schon immer als einzig mögliche aller Welten anerkannt haben. Ihre Forderung nach „Freiheit“ ist Ausdruck der Herrschaft der falschen Freiheit, die im Endeffekt Ohnmacht, Ausbeutung und Konkurrenz hervorbringt. Nicht ohne Grund schreiben sich gerade jene gerne das Prädikat „freiheitlich“ auf die Fahnen, die eigentlich das Individuum und Individualität dem vermeintlichen großen Ganzen aufopfern wollen – sei es nun Volk, Heimat oder Standort. Im Wunsch nach „Souveränität“ drückt sich ein völkischer Ermächtigungswille aus, der eine noch ordentlichere Ordnung und nicht etwa die Abschaffung von Herrschaft als Ganzer zum Ziel hat. Kurzum handelt es sich hier um einen Personenkreis, von denen eins nicht nur aus infektiologischen Gründen besser auf Abstand gehen sollte. Sie leisten keinen Widerstand, sie gehen mit Nazis Hand in Hand, und werden dabei noch von der Polizei freundlich hofiert.
Eins mag die Corona-Demos belächeln, doch aus den dort geteilten Verschwörungserzählungen kann sich ein mörderisches Potential zusammenbrauen. Vor kurzem wurde in Deutschland ein 20-Jähriger Mitarbeiter in einer Tankstelle von einem Mann erschossen, weil er ihn zuvor auf die Maskenpflicht aufmerksam machte. Erst im September detonierte eine selbstgebaute Rohrbombe in der Donaustadt und in regelmäßigen Abständen werden bei Neonazis Waffendepots ausgehoben. Rechter Terror bleibt eine reale Gefahr. Rechtsterroristische Taten sind niemals Einzelfälle! Sie sind eingebunden in den rassistischen, antifeministischen und antisemitischen Normalzustand. 
Am 02. Oktober wollen wir als Antifaschist:innen nicht der extremen Rechten und ihren Mitläufer:innen die Straßen von Wien überlassen. Deshalb rufen wir zu einer Kundgebung sowie einer anschließenden Fahrraddemo auf, um kollektiv, entschlossen und dynamisch dem Aufmarsch des Grauens zu begegnen und uns den öffentlichen Raum mit unseren eigenen Inhalten anzueignen. Der rechten Erzählung setzen wir Solidarität und die Möglichkeit eines Endes der organisierten Traurigkeit des Kapitalismus entgegen! Gemeinsam gegen Nazis, Staat und Kapital!

Die Aktion „Solidaritäts-Pakete für Rojava“ der Plattform Radikale Linke bedankt sich bei allen, die unsere Pakete bestellt haben und somit den Kurdischen Roten Halbmond unterstützen. Die Soli-Pakete werden die nächsten Wochen bei euch eintreffen. Danke an alle Aktivist*innen, die dieses Projekt unterstützen und einen herzlichen Dank an Bahoe-Books, Cafe Gagarin, edition assemblage und Black Mosquito, die unser Projekt mit Sachspenden unterstützt haben.

Wenn ihr ab jetzt noch ein T-Shirt mit unserem Motiv bestellen wollt und den Kurdischen Roten Halbmond damit unterstützen wollt, könnt ihr das nun direkt über den Black Mosquito Versand machen: https://black-mosquito.org/de/smash-fascism-and-the-patriarchy-rojava-soli-t-shirt.html

Den Song aus dem Video könnt ihr euch in voller Länger hier holen:
https://absoluth.bandcamp.com/track/impur-tay-rojava-kendal-mani-mar-a-rojava-mashup

Beim Kauf des Songs unterstützt ihr ebenfalls direkt den Kurdischen Roten Halbmond

!! BIJI BERXWEDANA ROJAVA !!

euer SoliPaket-Team


Weitere Informationen zur medizinischen Situation in Rojava findet ihr hier:

https://www.medico.de/blog/corona-im-kriegszustand-17704/
https://rojavainformationcenter.com/2020/03/coronavirus-crisis-in-north-east-syria-in-numbers/
https://www.heyvasor.com/en/

Filmempfehlung: Commander Arian. A Story of Women, War and Freedom: https://vimeo.com/330853056

Eine Diskussionsrunde – organisiert von Freund_innen der Plattform Radikale Linke

Dienstag, 9. April 2019 – 19:30
Buchhandlung & Café Librería Utopía,
Preysinggasse 26-28, 1150 Wien

Auffallend viele (radikale) Linke arbeiten im Sozialbereich. Für die wenigsten von uns ist diese Lohnarbeit ein politisches Interventionsfeld. Unser politischer Aktivismus formiert sich vorrangig andernorts – Veranstaltungen, Treffen oder Demos finden außerhalb der Arbeitszeit statt.

Als Kämpfer_innen für eine Welt, in der ganz anders gearbeitet wird, hat das sowohl eine gewisse Logik (Lohnarbeit ist ein notwendiger Zwang im Kapitalismus), als auch eine gewisse Absurdität: Sollten wir den Kampf gegen die (Lohn)Arbeit nicht eben dort organisieren wo wir ihr ausgesetzt sind? Ist es da nicht fahrlässig, die 20, 30, 38, … Wochenstunden im Betrieb einfach als aktivistischen Negativsaldo zu verbuchen?

Nach den Arbeitskämpfen rund um die Kollektivvertragsverhandlungen im Sozialbereich der letzten beiden Jahre, stellen wir uns daher alte Fragen: Lohnt sich der Arbeitskampf im Sozialbereich? Und wenn ja: Wofür? Und Wie? Geht es dabei nur um sehr überschaubare Gehaltserhöhungen? Oder befördern diese Auseinandersetzungen Selbstermächtigung und Klassenbewusstsein und können damit über das bestehende hinausweisen?

Welche Rolle sollen wir – als linke Aktivist_innen im Sozialbereich – einnehmen? Wie gehen wir mit einer Gewerkschaft um, die eine kämpferische Basisbewegung mehr fürchtet als die Arbeitgeber_innen? Welche Rolle kann und soll ein Betriebsrat spielen und was sind die Fallstricke des Vertrauens in diese institutionellen Vertretungsorgane? Welche Überlegungen, Strategien und Praktiken sind für unsere konkreten Betriebe anwendbar? Wie gehen wir mit Kolleg_innen um, mit denen wir außer dem Arbeitsplatz kaum etwas teilen?

Diese und ähnliche Fragen wollen wir gemeinsam diskutieren. Vier Genoss_innen werden kurz aus ihren Erfahrungen mit Organisierung am Arbeitsplatz und über ihre Strategien im Betrieb erzählen. Dann ist unsere Beteiligung gefragt.